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Bio raus! Atom rein!

Was war das erste, was Bruno Wallnöfer, kaum auf den TIWAG-Chef-Sessel hinaufbugsiert, geleistet hat, ich meine: sich geleistet hat, ich meine: das ärgste? Er hat mit einem präpotenten Grinsen im Gesicht und einem einzigen präpotenten Kugelschreiberstrich dem einsetzenden Biomasse-Boom in Tirol den Garaus gemacht.
Allein schon weil sein Vorgänger Herbert Hönlinger diese Sparte forciert hat, mußte Wallnöfer sie sofort abdrehen.

In Tirol fallen jährlich zwei Millionen Schüttraummeter Holzabfälle (Rinden, Sägemehl, Hackschnitzel) an. Damit könnte der gesamte Raumwärmebedarf Tirols mit Holz aus Tiroler Wäldern und von den Sägewerken gedeckt werden, wo bei der Gewinnung von Nutzholz rund 20 Prozent als Brennholz übrig bleiben.
Die Nutzung der Energie, die in unseren Wäldern wächst, wäre nicht nur eine umweltpolitische Massnahme ersten Ranges, weil die CO2-neutrale Verfeuerung von Holz schon bei nur zehnprozentiger Ausschöpfung des jährlichen Dargebots in Tirol 15 Millionen Liter Heizöl ersetzen könnte. Damit könnte auch wahrhaft etwas von jener Auslandsabhängigkeit reduziert werden, die die TIWAG als Argument für den Bau neuer Speicherkraftwerke heuchlerisch und widersinnig ins Spiel bringt. Die Beschaffung des erforderlichen Waldhackgutes würde im Land Arbeitsplätze schaffen und zahlreichen Bauern ein zusätzliches Einkommen ermöglichen.
Damit könnte auch effektiver die Durchforstung der sanierungsbedürftigen Tiroler Schutzwälder gestartet werden als mit der Drohung des Landeshauptmannes, die Waldbesitzer gesetzlich zur Pflege ihres Bestandes zwingen zu wollen. Das wäre wirklicher Katastrophenschutz für den Tiroler Siedlungsraum, nicht das Gefasel, der TIWAG von Hochwasserschutz durch Staumauern.
Vor zwei Jahren noch, beim Beschluß zum Bau des Biomasse-Heizkraftwerks in Kufstein sah die TIWAG "nur Vorteile" in der "Erzeugung von wertvollem Ökostrom". "Die Erhöhung der Anteile an erneuerbaren und CO2-freien Energieträgern ist konkretes Unternehmensziel der Tiroler Landesgesellschaft". (Presseaussendung vom 3.7.2002).
Der neue Landeshauptmann brachte einen neuen TIWAG-Chef mit und flugs gab es ein neues Unternehmensziel: Biomasse abdrehen!
Der Geschäftsführer der Hackschnitzelgenossenschaft Osttirol, Andreas Blassnig, nennt das noch nobel eine "Kurzschlußhandlung von Landesregierung und TIWAG". Blassnig:: "Die TIWAG ist auf saftige Rendite aus." (Tiroler Tageszeitung vom 3.1.2004). Daß die Biomasseanlage in Lienz, die zweitgrößte Österreichs, nur gewinnbringend (!) läuft, reicht der TIWAG nicht. Daß das Werk in Kufstein, das größte Österreichs, "nur" sieben Prozent Rendite bringt, soll jetzt gegen die Energiegewinnung aus Biomasse sprechen. Wo man Gigakraftwerke bauen will muß jede Alternative dazu zur Sau gemacht werden. Die Argumente für die Flutung weiterer Alpentäler müssen auf kurzen Beinen stehen, wenn der Kraftwerksbau diese Konkurrenz im eigenen Hause nicht einmal aushält.
Während in Niederösterreich kürzlich das 200. mit Biomasse befeuerte Fernheizwerk in Betrieb ging, herrscht in Tirol die blanke Angst, die Nah- und Fernwärme könnte die Stromfresser Nachtspeicher-Öfen hinausdrängen, die sich hierzulande von bayrischem Atomstrom ernähren.

27.9.2004

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