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Tourismus und/oder Kraftwerk?
KOMMENTAR: RUNDSCHAU (Imst), 28.7.2004
Wie Längenfeld von den Plänen der TIWAG betroffen wäre
Bekanntlich plant die TIWAG im Sulztal einen riesigen Speicher zu errichten, dessen Wasser dann am Taleingang abgearbeitet wird. Eine interessante Sache: Investitionen, Arbeitsplätze, Energie! Der Haken dabei: Bis zu zwölf Jahre könnten die Arbeiten dauern, zwölf Jahre, in denen ohne Unterlass LKW’s durch Längenfeld donnern, das sich zur selben Zeit einen touristischen Aufschwung durch die Therme erwartet. Tourismus und Kraftwerk? Geht das?
Diese Woche sollen die Bürgermeister des Ötztals von der TIWAG über die Pläne zur Energieerzeugung im Ötztal informiert werden, dabei soll dem Vernehmen nach damit argumentiert werden, dass das strukturschwache Oberland durch die Errichtung der Stauseen bei Aschbach, im Rofner Tal sowie im Sulztal einen enormen wirtschaftlichen Impuls erhielte. Angeblich sollen etwa der Gemeinde Längenfeld nach dem Vorbild des Osttiroler Dorfertals bis zu sechs Millionen Euro für die Zustimmung geboten werden. Geld, das jede Gemeinde natürlich gut gebrauchen kann.
AQUA DOME ODER BAGGERN? Hellhörige Touristiker machen sich allerdings ihre eigenen Gedanken über diese Pläne. Denn die Therme "Aqua Dome" geht ihrer Vollendung entgegen, in wenigen Wochen soll die feierliche Eröffnung über die Bühne gehen. Einer, der ungenannt bleiben will, zur RUNDSCHAU: "Wer A sagt wie Aqua Dome, kann nicht B sagen wie bohren, baggern, betonieren!" Damit ist das Problem schon auf den Punkt gebracht:
Durch Längenfeld und weite Teile des Tales werden ab Baubeginn ständig die LKW’s brausen, Lärm, Staub sind die Begleiterescheinungen. Ob dann der Slogan von der "atemberaubenden Tiroler Bergwelt" nicht auf einmal einen ganz anderen Sinn bekommt?
SCHILDBÜRGERSTREICH? Wenn ab Oktober die internationale Presse über den neuen Aqua Dome berichtet, wird dann das geplante Projekt im Sulztal ausgespart? Oder wird vielmehr genau der eben geschilderte Gegensatz nicht auch thematisiert werden? Noch eine Stimme aus dem Ötztal: "Es wäre wohl ein Schildbürgerstreich ohnegleichen, zuerst Längenfeld mit einer Investitionssumme von einer Milliarde Schilling zur Wellness-Region zu machen, um sie dann mit einem Aufwand von einer Milliarde Euro wieder kaputt zu machen!"
RUHEGEBIET. Noch etwas gilt es zu klären, bevor der erste Bagger rollt: Das Sulztal liegt im Ruhegebiet Stubaier Alpen. Da gibt es keine Bauprojekte, wie man weiß. Was wird etwa der Deutsche Alpenverein dazu sagen, dessen Amberger Hütte dem Projekt weichen müsste? Lässt man sich die Zustimmung abkaufen durch das Angebot, auf der Dammkrone des Stausees ein Ausflugsrestaurant zu betreiben? Mal gucken. Fragen gibt es genug, dabei hat das Match Tourismus versus Kraftwerk noch gar nicht begonnen.
Manfred Thurner
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