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Der Atomstrom-Vertrag Bayernwerk AG – TIWAG

 
„Die Ölscheichs sind schon reich genug. Wir sollten nicht auch noch die Atomkonzerne mit unserem Geld füttern müssen.“
TIWAG-Argumentarium, Oktober 2005

Was jetzt kommt, wird man mir unmöglich glauben wollen. Und auch ich hätte mir gewünscht, daß es nicht wahr wäre:
  • Die TIWAG ist vertraglich an der Atomstromproduktion des Kernkraftwerksparks der EON (vormals Bayernwerk AG) beteiligt. Konkret handelt es sich um das AKW Grafenrheinfeld in Bayern, das in den Verträgen als Referenzkraftwerk genannt ist.
  • 10 Prozent der in diesem Druckwasserreaktor erzeugbaren elektrischen Leistung, das sind 120 MW, werden fix als jahresdurchgängiges Band (Grundlast) an die TIWAG geliefert, im Austausch gegen den Spitzenstrom aus Sellrain-Silz.
  • Weil die TIWAG eben nicht aus irgendeinem phantasierten europäischen Stromsee „Strom ohne Mascherl" bezieht, sondern aus genau diesem AKW der EON, hat sie auch die laufenden Betreiberkosten anteilsmäßig mitzutragen.
  • Das heißt:
    Die TIWAG muß für den Kauf des Natururans Geld aufwenden.
    Die TIWAG muß bei der Anreicherung mitbezahlen.
    Die TIWAG muß sich an der Herstellung der Brennelemente finanziell beteiligen.
    Die TIWAG hat Kosten an der Zwischenlagerung der abgebrannten Brennelemente zu übernehmen.
    Die TIWAG muß den Transport hochradioaktiven Abfalls und hochgiftigen Plutoniums aus dem Kernkraftwerk in die französische Wiederaufbereitungsanlage La Hague mitfinanzieren.
    Die TIWAG muß Bares für die sogenannte Wiederaufbereitung dieser Stoffe zu Brennelementen hinlegen.
    Die TIWAG hat für die Atommüll-Transporte von La Hague zum Zwischenlager Gorleben, die sogenannten Castor-Transporte, mitzublechen. Und, bitte jetzt unbedingt hinsetzen und mit beiden Händen festhalten:
    Die TIWAG hat laut Vertrag mit Bayernwerk/EON bis zum Sankt Nimmerleinstag anteilsmäßig den hohen und unabsehbaren Preis für die Endlagerung des radioaktiven Abfalls vom AKW Grafenrheinfeld zu bezahlen. Ganz abgesehen davon, daß es diese Endlagerstätte noch gar nicht gibt.

Dieser unglaubliche Vertrag liegt im Giftschrank der TIWAG, direkt neben den katastrophalen Cross-Border-Leasing-Verträgen. Selbst im internen TIWAG-Businessplan 2004-2008 findet sich nur ein ganz kleiner Hinweis auf die oben erwähnten Abmachungen:




Die Bayern, für sie ist der Vertrag ja auch keine Schande, sind da ein bißchen gesprächiger. In ihrer Werkszeitung liest man zu diesem – wie es die TIWAG nennt - „Stromlieferungsübereinkommen“: „Im Austausch für die Spitzenenergie liefert das Bayernwerk an die TIWAG jahresdurchgängige Grundlastenergie aus ihrem Kernkraftwerkspark.“ (BWZ – Bayernwerk-Zeitschrift 1/1992) Und ein Vorstandsmitglied der Bayernwerk AG hat einmal ausgeplaudert, die TIWAG bekomme von diesem im Tausch für Spitzenenergie aus Sellrain-Silz, Leistung aus einem „Kernkraftwerk, gesichert jährlich einsetzbar mit 7900 Stunden. Die Brennstoffkosten für den Anteil an diesem Kraftwerk werden hinwiederum von Österreich bezahlt.“ (West-Ost-Journal 3/4, 1986)

Es sei hier nur noch der Vollständigkeit halber erwähnt, daß die TIWAG bei geringer Nachfrage im Sommer, wenn auch ihre Laufkraftwerke viel Strom erzeugen, diese durchgängige Grundlast gar nicht im Inland absetzen kann, und sie zum Teil daher ihrerseits erst mühselig auf einem übersättigten Markt um vielleicht einen Cent pro KWh verbetteln muß.
Die TIWAG kann nämlich keinen überschüssigen Strom selbst zum Pumpen verwenden. Sie darf das in Sellrain-Silz gar nicht. Weil sie aufgrund der fabelhaften Verträge mit den Deutschen gar nicht an „ihre" eigenen Pumpenturbine im Kühtai herankommt!

Weiß das der Landeshauptmann? Jetzt weiß er’s!
Wird er weiterhin landauf landab Weisheiten wie die nachfolgende verzapfen können? „Die Wasserkraft ist umweltschonend und für unser Land die beste Alternative für eine eigenständige Energieversorgung“ (Pressekonferenz in Imst am 1.9.2003). Wissen es die Damen und Herren Landtagsabgeordneten? Wird der Klubobmann der ÖVP im Landtag, Klaus Madritsch, auch in Zukunft noch Sätze absondern können wie diesen: „Je mehr Strom aus der heimischen Wasserkraft erzeugt wird, desto weniger Atomstrom wird in Zukunft notwendig sein.“ (Presseaussendung vom 1.4.2004)? Werden diese Fakten auch bis zum EU-Kommissar a.D. Franz Fischler vordringen oder wird er weiter munter drauflos behaupten, „Man kann nicht gleichzeitig gegen Atom- und Wasserkraftwerke sein.“ (TT, 18.10.2004)? Wird vielleicht auch Bauernbundobmann LR Anton Steixner das einmal zur Kenntnis nehmen, oder wird er trotzig weiterhin bei seinem eingelernten Stehsatz bleiben: „Es gibt kaum eine andere Region, die solche Chancen hat, elektrischen Strom zu speichern und sauberen Spitzenstrom zu erzeugen." (Bauernzeitung, 15.12.2005)? Und wie lange kann es noch dauern bis Nationalratspräsident Andreas Kohl aufhören wird, sich mit Aussagen wie der folgenden zu blamieren: "Ich bin ein Befürworter der Wasserkraft. Als vehementer Gegner der Atomkraft kann ich nur für neue Wasserkraftwerke in Tirol sein." (TT, 12.2.2005)

13.12.2005

Teil 4: Die Lügenspirale


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