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Tango Korrupti: So fließen TIWAG-Gelder in ÖVP-Kanäle
Dem Machtapparat, der sich „Tiroler Volkspartei“ nennt, geht’s schlecht, sehr schlecht. Es drohen ihm massig die Wählerinnen und Wähler abhanden zu kommen, die er braucht, um seine Pfründe und Posten zu halten. In dieser verzweifelten Situation hat nicht nur der Parteiobmann sein Image mehrfach und mit Anlauf an die Wand gefahren, sondern ist jetzt wohl auch die Zentrale ins Kriminal getappt.
„Ich habe noch keinen Groschen durch die TIWAG verdient
und werde im Internet als Blutsauger von Tirol dargestellt.“
Herwig van Staa am 18.5.2005
Die Idee war: Das Musikstück „Dem Land Tirol die Treue“, den Herz-Schmerz-Marsch mit dem so schwachsinnigen Text im gesungenen Trio („Die Gipfel strahlen hell in ihrem Glanze und leuchten weit von steiler Felsenwand.“) in Starbesetzung aufnehmen und zum ÖVP-Hit umfunktionieren. Umgesetzt hat sie Georg Keuschnigg, Hauptgeschäftsführer der Tiroler Volkspartei höchstpersönlich mit seinem Spezl aus Bauernbundzeiten, dem heutigen Eventmanager Jörg Trenkwalder. Eingefädelt wurde das ganze so dreckig, wie es vermutlich nur einem gelernten Bauernbundfunktionär gegeben ist. Er schmiss sich an den Komponisten des Marsches, Florian Pedarnig, schmeichelte seiner Eitelkeit und bat ihn, für eine CD-Einspielung seines „bekannten Tiroler Ohrwurms“ (Keuschnigg) ein „Auswahlblasorchester Nord-, Süd- und Osttirol“ zusammenzustellen.
Und so fand am Samstag, dem 13. Jänner 2007 im Innsbrucker Kongresshaus, Saal Tirol, die Aufnahme mit 86 Musikanten und Musikantinnen statt, geleitet vom ORF-Angestellten Peter Kostner. Viele der Teilnehmer waren ganz offensichtlich mehr nach ihrem Dienstgrad (jede Menge Landesverbandsfunktionäre, dazu 24 Bezirkskapellmeister und sogar zwei amtierende Bezirkshauptmänner) ausgewählt als nach ihrem heutigen Können. Dementsprechend hatte auch der Werbetrommler Trenkwalder die große Trommel für sich selbst reserviert.
Billig abgespeist hat die Partei die Mitglieder des bunt zusammengewürfelten Orchesters außerdem: Dafür, dass sie den Marsch ein Dutzend Mal haben spielen müssen bis er im Kasten war, sind dann „mit einem kalten Schnitzel und einem beinahe gefrorenen Kartoffelsalat" bedankt worden.
Nach Auskunft mehrerer Musikanten, die dabei waren, war von der Produktion eines ÖVP-Werbegeschenks nie die Rede.
„So wie es gemacht worden ist, ist das nicht in Ordnung.“
„Mich hat’s gestört: Ich habe keine Ahnung gehabt, dass das draus wird.“
„Ich glaub, auch der Landeskapellmeister hat’s nicht gewusst.“
„Wenn’s korrekt abgelaufen wäre, hätt’ der Keuschnigg sagen müssen, dass es eine Werbekampagne der ÖVP ist. Das war nicht sauber!“
„Auf einmal war der Landeshauptmann da und dann hat’s ein Foto gegeben. Eigentlich ist das ja Mißbrauch.“
Georg Keuschnigg, der die Teilnehmerinnen und Teilnehmer offenbar elegant hineingelegt hat, versucht’s in der neuen ÖVP-Zeitung „Journal Tirol“ einfach umzudrehen: „Die CD-Aufnahme ist LH Herwig van Staa gewidmet.“
Die Wahrheit ist: Die CD-Aufnahme ist von ihm bestellt worden!
Ist das ein Wahlblasorchester oder ein Auswahlblasorchester?
Die noch schlimmere Wahrheit freilich ist: Die CD-Aufnahme ist von van Staa bestellt, aber nicht von ihm bezahlt worden!
Zwischenzeitlich sind 30.000 CDs als Werbeartikel der ÖVP gebrannt worden und ihre neue Homepage macht seit kurzem mit dem Cover auf: http://www.tiroler-vp.at/8813/
Die TIWAG sponsert diese ÖVP-Wahlwerbung
Im Frühjahr 2008 möchte Bruno Wallnöfer als TIWAG-Vorstandsvorsitzender für fünf weitere Jahre verlängert werden. Im Herbst 2008 möchte Herwig van Staa als Landeshauptmann für fünf weitere Jahre verlängert werden.
Schaffen können sie es höchstens noch miteinander. Die beiden sind – vor allem durch ihre totale, schmähliche Niederlage mit der „Kraftwerksoffensive“ – aneinander gefesselt. Bei Strafe ihres gemeinsamen Untergangs. Da klammert sich ein Ertrinkender an den anderen. Und so versuchen sie einander zu protegieren, wo’s geht:
Damit der eine als Regierungschef die Kurve noch derkratzt, muss ihm der helfen, der wiederum mit dessen Hilfe vielleicht noch die Kurve als TIWAG-Chef schafft. Logo!
Die Sache mit der Finanzierung der CD durch die TIWAG musste natürlich ebenso vor den Mitwirkenden geheim gehalten werden. Hätten Keuschnigg oder Trenkwalder bei der Aufnahme ein Wort davon verraten, hätte sich der Saal Tirol fluchtartig geleert. Panikgefahr! Denn dass diese TIWAG so etwas zum Davonlaufen ist, hat sich mittlerweile bis ins letzte Probelokal von Mals bis Dölsach und von Grän und Erl bis Seis am Schlern herumgesprochen. Apropos Trenkwalder: Er steht auch auf der Honorarliste der TIWAG, für die er im Herbst 2006 im Kühtai (Aus Anlass von fünf Jahren Cross-Border-Vertrag? Aus Anlass von 25 Jahren EON- und EnBW-Betriebsführung bei Sellrain-Silz?) einen auf Volksfest machen und vorrangig von ihm vertretene Musikgruppen wie „Die Trenkwalder“ und das „Original Gamsbart Trio“ auf die Bühne stellen durfte. Doppelmühle!
Wallnöfer weiß, was er an van Staa hat. Und van Staa weiß, was er an Wallnöfer hat. „Ich stelle mich schützend vor Wallnöfer. Ich werde ihn keinesfalls politisch opfern.“ (TT, 26.3.2005)
Und deswegen darf van Staa wohl auch ungeniert am Vorstandsvorsitzenden vorbei in den großen TIWAG-Geldsack fassen:
Der TIWAG-Eigentümervertreter van Staa „widmet“ sich als Landeshauptmann van Staa mit TIWAG-Geldern eine Aufnahme, die er dann als ÖVP-Obmann van Staa im Wahlkampf verschenken kann:
Das ist nicht „Treue zum Land“,
sondern ganz klar „Veruntreuung von Landesmitteln“.
Abseits der strafrechtlichen Konsequenzen: Ob das mit dem Treueschwur dem Land gegenüber, wenn ausgerechnet diese Typen ihn heucheln, wirklich so gut ankommt, wird man sehen. Wenn ausgerechnet die obersten Landesverräter, die das Familiensilber des Landes (u.a. die Kraftwerke Achensee, Imst, Urgenbach, Leiersbach, Kalserbach, Heinfels, Strassen-Amlach, Brennerwerk, Kirchbichl, Langkampfen, Leibnitzbach, Sellrain-Silz, Schmirnbach, Sidanbach) an Briefkastenfirmen in der US-Steueroase Delaware verklopft haben, jetzt auf Superpatrioten machen. Da könnte von Seiten der wirklichen Patrioten im Land leicht Gegenwind aufkommen, der dem Raffl die Andreas Hofer-Maske vom Gesicht reißt.
Nachtrag:
Dass es sich hier um eine Wahlkampfspende für ein Wahlwerbemittel der „wahlwerbenden Gruppe“ ÖVP handelt, wurde von van Staa in Reaktion auf diese Geschichte so massiv bestritten, dass die Wahrheit nur noch über den Umweg seines Unterbewußtseins zu ihrem Recht gelangen konnte:
Auf eine Landtagsanfrage „betreffend TIWAG (Eigentümervertreter LH DDr. Herwig van Staa) finanziert die ÖVP Tirol (Obmann DDr. Herwig van Staa) bei Herausgabe einer Blasmusik-Werbe-CD“ antwortete der Landeshauptmann 1. ausweichend, 2. nichtssagend, 3. abkanzelnd, aber 4. mit einem verräterischen Schlusssatz: „Ich gehe davon aus, dass ein entsprechendes Engagement auch Ihnen und Ihrer wahlwerbenden Gruppe offen gestanden wäre.“ (Geschäftszahl LH-GE-11/24)
Freud, schau oba!
3.4.2007
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