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Upps!
Warum die TIWAG vielleicht doch keine Kraftwerke mehr zu bauen braucht
Das US-Steuerhinterziehungsgeschäft Cross-Border-Leasing am Beispiel TIWAG funktioniert so: Eine Briefkastenfirma in den USA kauft - überwiegend mit Fremdkapital - zum Beispiel die Kraftwerksgruppe Sellrain-Silz um 1,45 Milliarden US-Dollar. Die TIWAG darf die Anlage dann auf Bestandszeit von der Briefkastenfirma gegen einen monatlichen Zins mieten. Außerdem hat die TIWAG nach 35 Jahren Laufzeit ein einziges Mal die Option, Sellrain-Silz zu einem bereits fixierten Preis zurückzukaufen.
Dafür dass die TIWAG bei dieser Dummheit mitmacht, darf sie 6,8 Prozent des Kaufpreises einbehalten, den sogenannten Barwertvorteil. Den „Rest“ hat sie noch am Tag des Verkaufes zum größeren Teil an zwei Schuldübernahmebanken abzuliefern, die die vereinbarten Monatsmieten abstottern, und zum kleineren Teil bei der Depotbank anzulegen, die damit die Summe für den möglichen Rückkauf anspart.
Man hat also der TIWAG das durch den Verkauf erlöste Geld zum größten Teil (nämlich 93,2 Prozent) sofort wieder abgenommen. Erstens weil die Finanzjongleure ihren europäischen Vertragspartnern nicht zutrauen, über so lange Zeiträume (in diesem Falle bis 2095!) verlässliche Zahler an die Trusts zu sein, zweitens, weil ja doch vor allem die Banken einen Reibach machen sollen.
Nun bleibt aber – und das ist der schmutzigste Trick bei der ganzen Geschichte – die letzte Verantwortung für die Mietzahlungen und die Rückstellung des Kaufpreises trotzdem bei der TIWAG hängen. Das heißt, falls die Schuldübernahmebanken irgendwann tschari gehen, muss die TIWAG selbst, obwohl sie das Geld dafür längst dort einbezahlt hat, für die ausstehenden Monatsmieten aufkommen. Und falls die Depotbank kracht, wo der Rückkaufpreis heute schon angelegt ist, muss die TIWAG gleichfalls diese Summe nocheinmal aus Eigenem aufbringen. Sie haftet also für die auf obige Banken bereits überwiesenen Summen bei deren Ausfall. So steht es im Cross-Border-Leasing-Vertrag:
„TIWAG remains, however, liable for rental payments and the surety bond premium if the payment undertaker fails to make the required payments."
Die TIWAG hat 1,35 Milliarden Dollar vom Verkaufspreis für Sellrain-Silz den Börsenspekulanten ausgeliefert. Wenn sie dieses Geld für die laufenden Mieten und den späteren Rückkauf noch einmal hinblättern muss, braucht sie wenigstens an den Bau neuer Kraftwerke nicht mehr zu denken.
Über 1,1 Milliarden Dollar hat die TIWAG an Mietgeldern für Sellrain-Silz bei der britischen Barclays Bank als Schuldübernahmebank deponiert. Barclays ist im Trudeln. Laut der FAZ soll sich die Bank bereits im November mit Liquiditätsproblemen an die Bank of England gewandt haben.
120 Millionen Dollar hat die TIWAG bei der schweizerischen Großbank UBS deponiert, die der TIWAG damit über hochverzinste US-Anleihen den für 2036 ermittelten Rückkaufpreis erwirtschaften soll. Die UBS hat nach sieben Milliarden US-Dollar „Wertberichtigung“ im November dieses Jahres vor wenigen Tagen weitere zehn Milliarden Dollar als Verlust abschreiben müssen. Sie ist laut Handelsblatt vom 14. Dezember 2007 das größte Opfer der sogenannten US-Hypothekenkrise und hat in den letzten Monaten ein Viertel an Wert eingebüßt.
Der „Kommunikationsaufwand“ des CBL-Controllers der TIWAG, des famosen Herrn Meysel, dürfte sich jetzt noch einmal rapide erhöhen.
Wie? Die oben erwähnten Konten bei UBS und Barclays sind gar nicht besichert? Doch, doch. Durch das Land Tirol, die „Province of Tyrol" wie es in den „Operative Documents" des Sellrain-Silz-Vertrages heißt.
Wenn das keine Entwarnung ist!
18.12.2007
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