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Noch mehr Kohle für Bruno Wallnöfer

Kohle? Wenn Bruno Wallnöfer „Kohle“ hört, bekommt er feurig-funkelnde Augen. Davon kann er nämlich nie genug kriegen. Ob aktuell als TIWAG-Gage und TIWAG-Jahresbonus und TIWAG-Pensionskassazahlung oder als Politiker-Pension und IKB-Pension und Beamtenpension: Kohle, das ist sein Element!
Aber halt! Hier geht’s nicht um „richtig“ Kohle, sondern um richtige Kohle. Steinkohle nämlich. Und trotzdem geht’s auch um Wallnöfer. Und wie!

Im Ernst: Die TIWAG beteiligt sich mit einer Investitionssumme von ca. 150 Millionen Euro am Bau zweier Steinkohlekraftwerksblöcke im ostdeutschen Seebad Lubmin! Weil’s so unglaublich klingt, nocheinmal: Die TIWAG hat sich in das Kohlekraftwerksprojekt des dänischen Energiekonzerns „Dong Energy“ eingekauft, das diese an der Ostsee - am Standort des ehemaligen DDR-Atomkraftwerks Greifswald - errichten will. Die Vorverträge auf die Option sind unterschrieben, die Einlage in die „Dong Energy Kraftwerke Greifswald Beteiligungs-GmbH“, die als Kommanditist auftritt, hat die TIWAG bereits überwiesen.

Geplant sind zwei Kraftwerksblöcke, jeweils 80 bis 100 Meter hoch, mit ca. 150 Meter hohen Schloten, aus denen pro Stunde (!) ca. 4,2 Millionen m3 Abgase kommen sollen: Feinstaub, Schwermetalle (Cadmium, Blei, Quecksilber etc.), Stickoxide, Schwefeldioxid und vor allem die unvorstellbare Menge von neun Millionen Tonnen Kohlendioxid. Jährlich.



Zur gleichen Zeit als Wallnöfer obigen Quatsch verzapft, fixiert die TIWAG den Einstieg beim Steinkohlemeiler Greifswald, der jährlich neun Millionen Tonnen CO2 in die Umwelt kacken wird. (Aufmacher in der TIWAG-Energiebeilage zur TT vom 21.8.2008)


Die TIWAG ist ja nicht ganz sauber!

Im Prinzip passt dieser Rückfall der TIWAG in die energiepolitische Steinzeit, die Steinkohlezeit, ja hervorragend zu Wallnöfers Gesamtstrategie. Er hat die Biomasseoffensive abgedreht, er forciert den Ausbau des Gasnetzes bis zum letzten Hintertupfinger Hof hinauf und er lässt Pumpspeicherkraftwerke planen, die, um zu funktionieren, mit Atomstrom betrieben werden müssen.

Die TIWAG wird sich mit einem fixen Anteil von 75 MW Leistung an diesem Kohlekraftwerk in Mecklenburg-Vorpommern beteiligen.
Wir haben natürlich auch die TIWAG-Sprechpuppe Wallnöfer dazu befragt:

Herr Wallnöfer, was sagen Sie zu diesem Umweltverbrechen einer CO2-Dreckschleuder, an der die TIWAG Miteigentum erwirbt?

Bruno Wallnöfer: „Die TIWAG-Strategie unterstützt voll das Europäische Klimapaket, das eine Reduktion der Treibhausgase bis 2020 um mindestens 20 Prozent vorsieht.“
(TIWAG-Energiebeilage TT, 21.8.2008)

Hä?

Bruno Wallnöfer: „Wir reden nicht nur über Energiesparen und Klimaschutz, wir tun hier und jetzt etwas Konkretes.“
(TIWAG aktuell 5/2007)

Hier und jetzt?

Bruno Wallnöfer: „Die Vergabe des Friedensnobelpreises an Klimaschützer unterstreicht, dass wir alle die Anstrengungen zur Sicherung der natürlichen Lebensgrundlagen verstärken müssen.“
(TIWAG aktuell, 4/2007)

Und wie?

Bruno Wallnöfer: „Wir wollen die Energiepolitik und die Klimapolitik versöhnen und beide in ein Boot bringen.“
(TIWAG-Energiebeilage TT, 21.8.2008)

Ach ja?

Bruno Wallnöfer: „Der Weltklimabericht der UNO und die neue Energiestrategie der EU-Kommission führen uns drastisch vor Augen, dass wir den Ausstoß klimaschädlicher Luftschadstoffe senken und die Energie effizienter nutzen müssen.“
(Tiwag-Presseaussendung, 10.7.2007)

Das heißt?

Bruno Wallnöfer: „Die TIWAG steht für eine effiziente, nachhaltige und klimaschonende Energiepolitik.“
(TIWAG aktuell 5/2007)


Mehr vom TIWAG-Leierkastenmann: Hier und hier und hier.


Wirkliche Dreckskerle

Neben der TIWAG hat sich auch die TIWAG-Tochter IKB mit 30 MW an der „Dong Energy Kraftwerke Greifswald GmbH & Co.KG“ (Handelsregister Amtsgericht Stralsund) beteiligt. Beiden zusammen steht somit eine Leistung von 105 MW zu, höchst virtuelle Leistung freilich, die aufgrund der enormen Entfernung von fast 1000 km physikalisch nicht sichergestellt ist. Es ist, kaufmännisch gesprochen, vor allem auch keine billige Energie.

In Dänemark dürfte die Dong Energy dieses Kraftwerk gar nicht mehr bauen. Aber wenn es in der Ex-DDR steht, verschlechtert es weder die CO2-Bilanz Österreichs noch die von Dänemark. Öko-Schmäh! Hinzu kommt, dass ein großer Teil der in einem Kohlekraftwerk erzeugten Energie nicht zu Strom wird, sondern zu Wärme, die ungenützt an die Umwelt (Luft, Boden, Kühlwasser) abgegeben wird.



Bruno Wallnöfer wurde erst kürzlich vom internationalen Fachmagazin TIWAG aktuell als Weltklimastratege bestätigt (TIWAG-aktuell-Cover, 3/2007)


Aber das Beste, will sagen, das Böseste kommt erst: Die beiden Kraftwerksblöcke in der Lubminer Heide werden pro Tag (!) ca. 1400 Tonnen Steinkohle benötigen. Wo diese herkommen wird? Die Betreiberfirma selbst gibt Auskunft:

„Die Steinkohle, die DONG Energy in seinen Kraftwerken in Dänemark verstromt und die auch in Zukunft am Standort Lubmin verstromt werden wird, wird importiert. Die Kohle wird aus Ländern wie Kolumbien, Südafrika oder Australien auf umweltverträgliche Art und Weise per Schiff nach Deutschland importiert. Beim Einkauf des Energieträgers Kohle müssen wir in Europa zunehmend mit den asiatischen Staaten konkurrieren, sodass der Marktpreis bestimmt, zu welchen Teilen die Kohle aus welchem Land stammen wird. Ein großer Vorteil des Energieträgers Kohle ist seine Verfügbarkeit unabhängig von festgelegten politischen Systemen und Preisen. Das garantiert schließlich stabile Preise für den Endverbraucher.“ (Dong Energy)


Das bis hierher war sozusagen die schlechte Nachricht. Die gute ist: Eine ganze Reihe von Bürgerinitiativen bekämpft dieses Horrorprojekt und wird dessen Realisierung nicht zulassen. Letzten Endes werden IKB und TIWAG jenes Geld, das sie bereits in die Dong Energy Kraftwerke Greifswald Beteiligungs-GmbH einbringen mussten, am schönen Ostseestrand (vis-a-vis der Insel Rügen) in den Sand gesetzt haben.

Dazupassend: Der TIWAG-Öko-Schmäh - Betrug im großen Stil

23.2.2009


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