„Tirol-TV“-Deal: Hat Landesrat Steixner den Landtag belogen?
Der Verdacht der Bestechung des Fernsehsenders Tirol-TV durch den wirklichen Katastrophenlandesrat Steixner steht nach wie vor – wie man so schön sagt - im Raum. Aber dieser Raum ist keiner am Gericht, kein Verhandlungssaal, weil Steixner wohl doch seine Superzeugen Kommerzialrat Labek, Geschäftsführer Kittinger und Landtagsvizepräsident Bodner nicht zu einer Falschaussage vor dem Richter zwingen will oder kann.
Nach der Veröffentlichung des Artikels Politikerbestechung andersrum: Wie der Steixner das macht hat Steixner jedenfalls hektische Aktivitäten entwickelt, sofort den Kommerzialrat Labek, Besitzer von Tirol-TV, in Kufstein besucht und sogar vorher noch, und das gleich mehrfach, sich mit dem Geschäftsführer von Tirol-TV, Siegfried Kittinger, abgesprochen. Seinen ehemaligen Landesratskollegen Hannes Bodner muss Steixner bei der Vergatterung glatt vergessen haben. Dieser bestätigt nämlich auf meine Mail-Anfrage, wenn auch indirekt, klar den geschilderten Sachverhalt. Als ich ihn als Tatzeuge jenes berüchtigten Gesprächs, in welchem „ausgemacht worden sein soll, dass LR Steixner sich durch vermehrte Werbeeinschaltungen ihm nahestehender Firmen (Tirol-Milch, Agrarmarketing, ...) auf diesem Sender von kritischer Berichterstattung freikaufen kann“ anspreche (Mail an Bodner), antwortet dieser sehr verräterisch und nur noch um persönliche Distanz bemüht:
„Vielen dank für ihre nachricht, aber fuer die beantwortung ihrer fragen sollten sie sich an die handelnden personen halten, ich war nur gespraechsvermittler.“
Kein auch nur „So kann man das nicht sagen.“ oder gar „So war es nicht.“. Dementis sehen anders aus.
Aus anderer Quelle höre ich, Bodner, selbst Rechtsanwalt, sei fuchsteufelswild, wenn er darauf angesprochen werde: Er sage dazu gar nichts mehr, er lasse sich da nicht hineinziehen.
Steixner groß im Bezahlfernsehen: Drei Tage nach der Aufdeckung seines Deals auf dieser Seite war er in Begleitung eines Tirol-TV-Teams auf dem Bauernhof von Richard Labek in Kufstein („Gut Aigen“) zu Gast.
Steixner hat die Lügen schlecht koordiniert
Es gibt jede Menge öffentlicher, halböffentlicher und nichtöffentlicher Stellungnahmen von Steixner, Labek und Kittinger, die nur beweisen, dass man beim Lügen höllisch aufpassen muss. Heute will auch Labek nur mehr „neutraler Vermittler in dieser Angelegenheit“ gewesen sein.
Aber der Reihe nach: Richard Labek hatte es von allem Anfang an darauf angelegt, Steixner mit einer Beitragsserie über die Bauern „an die Wand zu nageln“ (siehe dazu das Interview mit dem Tirol-TV-Redakteur Lehner unten). Nach fünf kritischen Berichten zum Thema Agrargemeinschaften war er soweit, dass Kittinger melden konnte: „Steixner ist weich geworden und will reden“. Als Termin wurde der 15. Oktober 2007 fixiert. Angestrebt war seitens Tirol-TV, Steixner zu Werbeeinschaltungen auf dem Sender zu zwingen. Auf die Nachfrage Lehners am nächsten Tag an Kittinger, „Mich würde interessieren ob der Tag in dem angestrebten Sinne erfolgreich war. Darum meine Frage: Lässt sich in diesem Zusammenhang bereits eine Aussage treffen?“, erhielt Lehner am 18.10.2007 das berühmt-berüchtigte Mail:
An dieser Antwort gibt es nichts zu deuteln. Man kann es Erpressung durch die eine Seite nennen oder Bestechung durch die andere. Die Sache bleibt die gleiche: „Steixner und Bodner (!) sicherten ihre Unterstützung bei noch nicht Kunden ... sowie Land zu“ und Tirol-TV versprach, „im Gegenzug auf weitere Negativberichte“ über Steixner zu verzichten und auch mal eine Erfolgsmeldung“ zu bringen.
Das Steixner belastende Mail ist in der ÖVP-Parteizentrale in Innsbruck seit Herbst 2008 bekannt. Auch meine Geschichte über die Hintergründe kennt der Landeshauptmann spätestens seit dem 22. Jänner 2009. All das in Abrede stellend lässt mir Platters Pressesprecher am 28.1.2009 jedoch ausrichten:
Der Sachverhalt selbst wird vom „Büro Landeshauptmann Günther Platter“ in keiner Weise in Frage gestellt. Fast schon genüsslich „darf“ Platter „auf das büro lh-stv. steixner verweisen“.
Wäre es nicht so gewesen, wie Kittinger es in seinem Mail beschrieben hat, hätte Steixner gar nicht auf meine Veröffentlichung zu reagieren brauchen. So aber muss er sich in aller Eile, noch am Tag des Erscheinens, mit den Verantwortlichen des Senders über die Verteidigungsstrategie absprechen. Diese Kontakte verrät er unvorsichtiger Weise am nächsten Tag in einem Antwort-Mail an eine kritische Staatsbürgerin, die ihn wegen dieser Geschichte angeschrieben hat. Steixner: „Meines Wissens hat auch Tirol-TV schon reagiert und mit Rechtsanwälten zusammen eine Stellungnahme verfasst, die besagt, dass es zu keiner Zeit eine Einflussnahme meinerseits auf die Berichterstattung von Tirol-TV gegeben hat.“
„Meines Wissens“ ist gut formuliert. So als hätte er es in der Zeitung gelesen. W e n n s nicht immer das gleiche wäre!
Harakiri
Und was tut Tirol-TV? Es schlingert zwischen Eingestehen und Abstreiten.
Man ist offenbar noch nicht koordiniert.
Obwohl aus dem mehr als eindeutigen Mail nie und nimmer falsche Schlussfolgerungen gezogen werden können, lässt der Eigentümer verbreiten: „Aus diesem internen Mail sind falsche Schlussfolgerungen gezogen worden.“ Damit hat er in der Sache selbst dessen Inhalt und damit den Inhalt seines Gesprächs mit Steixner voll bestätigt. Danke.
Als dann, wenig später, die Zeitschrift Echo über den Fall Steixner berichtet („Steixner kauft mit Werbegeldern Medien“, „Steixner verwendet skrupellos öffentliche Gelder“) und die Grünen eine Anfrage an den Landeshauptmann einbringen („Ist für Sie das aufgezeigte Verhalten von LHStv. Steixner noch tragbar?“), wird der Geschäftsführer des Senders - von wem immer - zur öffentlichen Selbsthinrichtung genötigt. Der Kronenzeitung erzählt er: „Ja, das habe ich tatsächlich so verfasst. Ich habe es aber mit wissentlich falschem Inhalt geschrieben.“
Kronenzeitung, 3.2.2009
Nur nebenbei: Der ORF hat nicht über die Land-Tirol-Tirol-Milch-Agrarmarketing-Tirol-Affäre berichtet. Der ORF hat nämlich einträgliche Werbeverträge mit dem Land Tirol, mit der Tirol Milch und mit der Agrarmarketing Tirol. Und die Tiroler Tageszeitung ist über noch viel mehr und noch viel lukrativere Kooperationsverträge der Agrarmarketing Tirol, der Tirol Milch und dem Land Tirol innigst und schweigsamst verbunden.
Apropos schweigsam. Warum hat denn die Agrarmarketing Tirol den Deal nicht dementiert? Auf meine dreimalige schriftliche Anfrage hat deren Geschäftsführer von Steixners Gnaden den Sachverhalt mit keinem einzigen Wort bestritten, was einer ziemlich massiven Bestätigung gleichkommt.
Es besteht kein Zweifel, dass das Gespräch zwischen Steixner und Tirol-TV genau so abgelaufen ist, wie Kittinger es im Mail an seinen Redakteur Lehner beschrieben hat. Das heißt, wenn Kittinger jetzt etwas anderes behauptet, sagt er die Unwahrheit. Mit anderen Worten, den Worten Lehners: „Kittinger lügt.“ (siehe Interview unten).
Eine Lüge schleppt zehn weitere nach sich. (Altes Sprichwort)
Daher: Wenn es also so war wie in Kittingers Mail beschrieben, dann muss der Landeshauptmann-Stellvertreter Steixner den Landtag in seiner Sitzung am 4. Februar 2009 angelogen haben.
Die ganze Art, wie er dort sein Dementi vorbringt, schwächt dieses enorm und verstärkt sogar noch den Verdacht, dass er natürlich öffentliche Gelder angeboten hat, um sich von Kritik loszukaufen.
Steixner behauptet dort, er habe Tirol-TV eine Klage angedroht und er habe bei der Tirol Milch doch gar nichts zu sagen und Tirol-TV hätte das Vorgehen der Agrargemeinschaften mit der Zwangsenteignung der Juden verglichen und der Tirol-TV-Eigentümer habe eine eidesstattliche Erklärung abgegeben.
Alles erlogen!
1. Steixner kommt im gegenständlichen Tirol-TV-Beitrag schlicht nicht vor, weder namentlich noch im Bild und kann daher unmöglich klagen.
2. Steixner ist natürlich in der Lage, und wie!, nach Belieben Tirol Milch-Anzeigen für wen immer abzurufen.
3. Um Juden und Zwangsenteignung geht es im Tirol-TV-Beitrag nirgendwo. Es kommen auch solche und ähnliche Begriffe darin schlicht nicht vor.
4. Labek hat wohl eine Stellungnahme abgegeben, eine voller Unwahrheiten, aber angesichts des nicht zu leugnenden Sachverhalts wohlweislich keine „eidesstattliche“ Erklärung.
Würde Steixner nicht in der Sache die Unwahrheit sagen, müsste er sein Dementi nicht mit solchen Lügen stützen.
Für wie blöd hält Steixner die Abgeordneten des Tiroler Landtages? Die Tirol Milch finanziert Steixner sogar eine Sondernummer der ÖVP-Bauernzeitung im Landtagswahlkampf 2008 an jeden Haushalt (siehe auch die Ausgabe für Steixner, Seite 1 und Seite 8, hier als PDF).
Es gibt noch weitere Indizien dafür, dass alles ganz genau so war, wie Herr Kittinger es so anschaulich („im Gegenzug wird auf weitere Negativberichte verzichtet“) festgehalten hat.
Wäre Steixner zu Unrecht der Bestechung verdächtigt worden, hätte er klagen MÜSSEN. Er hat es nicht getan. Mangels Aussicht auf Erfolg. Wären die Vertreter von Tirol-TV zu Unrecht dem Verdacht der Nötigung ausgesetzt worden, hätten sie klagen müssen. Haben sie aber nicht. Wohl sind sie laut Steixner zu ihrem Anwalt gelaufen und haben sich von diesem ihre Erklärungen schreiben lassen.
Labek labert zwar in einem mir zugänglich gewordenen Brief davon, Herr Kittinger hätte gleich „mehrere Strafanzeigen“ (auch gegen mich) ausarbeiten lassen. Nicht einmal das dürfte stimmen. Eingebracht wurde – wohl wegen kompletter Chancenlosigkeit – jedenfalls keine einzige.
Trotzdem behauptet der Besitzer von Tirol-TV, Labek, in seinem „Es war nix“-Schreiben an den Landeshauptmann vom 2.2.2009 unverfroren:
„Herr Kittinger bzw. Tirol-TV hat in dieser Angelegenheit gegen den Verbreiter dieser Unterlagen, der es natürlich nicht der Mühe wert gefunden hat, sich über die effektiven Tatsachen zu informieren, ein Strafverfahren eingeleitet.“
Platter wachtelt mit diesem Lügenpapier Labeks (Platter: „Unaufgefordert hat auch Kommerzialrat Richard Labek gestern an mich eine Information zugesandt.“) zwei Tage später in der Landtagssitzung vor den Abgeordneten herum und erklärt: „Ich war nicht dabei und Sie waren auch nicht dabei und deshalb zählt für mich das, was jene schriftlich bekannt gegeben haben, die bei diesem Gespräch anwesend waren ... und habe ich überhaupt keinen Grund zur Annahme aufgrund dieser Informationen ...“
Noch einmal: Tirol-TV hat keinen Strafantrag eingebracht, geschweige denn wurde ein Strafverfahren eingeleitet.
Auch das zeigt wieder, wie viele weitere Lügen stets nötig sind, um eine erste zu stützen.
Während Labek und Kittinger in ihren späteren anwaltlichen Erklärungen behaupten müssen, Agrarmarketing und Tirol Milch seien überhaupt kein Thema gewesen, verplappert sich Geschäftsführer Kittinger in seiner ersten spontanen Stellungnahme gegenüber dem ORF Tirol (der als intimster Partner von Agrarmarketing, Tirol Milch und Land Tirol freilich dann nie über diese Affäre berichtet hat):
Jaja, so wird es gewesen sein: Steixner hat sich bereit erklärt, soweit dies für künftige journalistische Tätigkeiten notwendig ist, bei der Beschaffung der Telefonnummern von der Agrarmarketing Tirol und der Tirol Milch behilflich zu sein. Dümmer geht’s nicht. (Kittingers „Stellungnahme zur Veröffentlichung unter www.dietiwag.org“ an das ORF Landesstudio Tirol vom 21.1.2009)
Im Gegenzug wird auch mal eine Erfolgsmeldung gebracht
Es besteht kein Zweifel, dass alles so abgelaufen ist, wie Herr Kittinger es uns überliefert hat. Wenige Wochen nach dem Deal ist der Katastrophenlandesrat Steixner beim Geschäftsführer von Tirol-TV erneut vorstellig geworden und hat einen positiven Bericht über die Agrargemeinschaften verlangt. Diese eingeforderte Erfolgsmeldung ist dann, in Form eines äußerst gefälligen Filmbeitrages über die Agrargemeinschaft in Schmirn, ab 11. Dezember 2007 für drei Tage in Endlosschleife auf Sendung gegangen.
Auch Steixner selbst kommt in der Folgezeit ungewöhnlich häufig und ungewöhnlich positiv in Tirol-TV vor, ob in einem Interview zum Schneedeckenaufbau (15.12.2007), zu Bio am Berg (29.1.2008), zu einem Straßenbauprojekt im Zillertal (4. März 2008) oder ähnlichem. Warum? Was hat Steixner dem Herrn Labek, der ihn ja vordem noch „an die Wand nageln“ wollte, anzubieten? Wie könnte er, abseits von der zugesicherten „Unterstützung bei (noch nicht) Kunden“ und weit darüber hinausgehend, zum Beispiel die berüchtigte Eitelkeit des alten Herrn Kommerzialrates befriedigen? Zum Beispiel mit einem hohen Orden des Landes. Obschon es offenbar streng geheim ist und bleiben muss, wer wen für das Verdienstkreuz des Landes einreicht, besteht der Verdacht, dass Steixner es war, der für Labek diese Auszeichnung als Gegengabe angefordert bzw. angeordnet hat.
Kaufen sich die Medien die Politiker oder kaufen sich die Politiker die Medien? Beides. Platter spricht bei der Vergabe - verräterisch - von „unbezahlbaren Diensten“. Was meint er damit?
Die vorgeschobenen „Verdienste um die Medienlandschaft in Tirol“ können es jedenfalls nicht sein. Diese gibt es bei Labek schlicht nicht. Solche haben weit eher noch die Spatzenpost und das Wiltener Pfarrblatt. Tirol-TV ist der Tiefstpunkt im Tiroler Journalismus! Und das will etwas heißen!
Platter gesteht zwar im Landtag ein, „dass das Land Tirol mit dem Kabel-TV schon seit dem Jahr 2004 eine Werbekooperation hat“, verschweigt aber, dass seit Steixners Deal mit Tirol-TV dort noch wesentlich mehr PR-Beiträge über die Landesregierung ausgestrahlt werden. Platter sagt nichts über die Höhe der Steuergelder, die dort für eine regierungsfreundliche Berichterstattung eingesetzt werden. Thomas Schönherr, der genau dafür zuständige Landesbeamte, beantwortet zwei konkrete Anfragen von mir in dieser Sache nicht und macht diese „Kooperation“ damit noch um einiges anrüchiger als gedacht.
„Der Landeshauptmann ist tabu“
Die Affäre Steixner bringt so ganz nebenbei noch andere Schweinereien ans Licht. Was meint der Landeshauptmann, wenn er mit breitestem Grinsen von den „unbezahlbaren Diensten“ Labeks spricht? Offenbar müssen diese über die vom Land an Tirol-TV offiziell bezahlten Dienste weit hinausgehen.
Als im September 2007 für Labek ein Geschäft mit Steixner in Greifweite ist, will er die kritische Berichterstattung zu landwirtschaftlichen Themen auf seinem Sender einstellen. In einem Schreiben an Labek beschwert sich daraufhin der Tirol-TV-Redakteur Lehner über diese Vorgehensweise, umso mehr als ja die vereinbarten Spielregeln mit dem Land stets eingehalten worden seien:
„Die Spielregeln haben wir jedenfalls eingehalten. Der LH ist tabu.“
(Mail von Rolf Dieter Lehner an Richard Labek vom 25.9.2007)
Wo gibt es denn so etwas? Steuermittel dafür, dass der LH in der Berichterstattung tabu ist? Tabu ist! Der Stuss des Staa war also jahrelang tabu auf Tirol-TV, die Radebrecherei des Platter ist es auch? Wo noch überall? „Unbezahlbare Dienste.“
Wie sagte Platter im Landtag zur „Kooperation“ mit Tirol-TV? „Das war eine Praxis, die schon in den letzten Jahren so gemacht wurde und das wird auch fortgesetzt.“ (Anfragebeantwortung durch Platter in der Landtagssitzung vom 4.3.2009)
Kleines Beispiel zur Illustration: Als der ÖVP-Abgeordnete Hans Ager im Februar 2008 den damaligen Landeshauptmann van Staa im Bundesrat öffentlich vorgeführt hatte, durften die von Tirol-TV gedrehten Aufnahmen auf Tirol-TV nicht gezeigt werden: „Der LH ist tabu.“ Video anschauen
Der Landeshauptmann ist „ganz besonders stolz darüber“, dass es „ganz besondere Vorbilder“ wie den Herrn Labek gibt: „Wir brauchen gerade für die jungen Leute Vorbilder, wo sie aufschauen können, wo sie nachstreben können.“ (Platter bei der Verleihung des Landesverdienstkreuzes an Labek im September 2008)
Labek ist auch noch in anderer Hinsicht ein tolles Vorbild: Die Gewinne und damit auch die Gelder des Landes Tirol an Tirol-TV fließen nach Luxemburg. Labeks „RSL tirol tv Filmproduktion GmbH“ gehört nämlich seiner „Compact Holding S. arl.l.“ mit Sitz in Luxemburg, in der Rue Henri M. Schnadt. Auch seine Tiroler Firmenbeteiligungen hat Labek in eine „Beteiligungs- und Investment SE“ in Luxemburg ausgelagert. (Dazu vielleicht ein andermal mehr.)
Trotz mehrmaligen Ersuchens waren weder der Besitzer von Tirol-TV noch dessen Geschäftsführer zu einem angebotenen Gespräch, zu einer Stellungnahme oder zur Beantwortung eines bereits vorgelegten Fragenkatalogs bereit. Sie werden wissen warum. Wir auch.
Letzte Zweifel beantwortet nachstehendes Interview.
„Der Tirol-TV-Geschäftsführer lügt“
Gespräch mit dem langjährigen Tirol-TV-Redakteur Rolf Dieter Lehner
Frage: Ist das Mail des Tirol-TV-Geschäftsführers Kittinger an Sie, wie ich es auf meiner Webseite veröffentlicht habe, korrekt wiedergegeben worden?
Rolf Dieter Lehner: Keine Frage. Exakt so, wie ich es von ihm am 18. Oktober 2007 erhalten habe. Auch wenn ich bis zum heutigen Tag noch keine Ahnung habe, wer Ihnen diese Korrespondenz zugespielt hat.
Frage: Das ist auch gut so und auch gar nicht so wichtig. Es geht doch um den Inhalt des Mails. Was war die Vorgeschichte des im Mail geschilderten hochrangigen Treffens von Steixner mit Labek?
Lehner: Ich hatte von Labek persönlich den Auftrag bekommen, eine Reihe kritischer Berichte über die Agrargemeinschaften für Tirol-TV zu machen. Labek war insbesondere daran interessiert, Landesrat Steixner „unter Beschuss“ zu nehmen, wie er das nannte. Dies war im Sinne des Themas und der politischen Situation meiner Meinung nach grundsätzlich auch richtig.
Frage: Wie? Der Auftrag, Steixner massiv anzugreifen, kam also von Herrn Labek selbst?
Lehner: Ja, natürlich und zwar sehr intensiv.
Frage: Und Labek hat in Bezug auf Steixner das Wort „anschießen“ verwendet? Sind Sie sicher?
Lehner: „Unter Beschuss nehmen“ hat Labek gesagt, aber das war im Verhältnis gesehen noch milde formuliert. Einmal war die Rede davon, dass wir ihn „schlachten“ müssen, bzw. so ein Politiker gehöre „einfach weg“. Er hat wörtlich auch davon gesprochen, ich solle Steixner „an die Wand nageln“.
Frage: Waaaaaas?
Lehner: Ich kann mich gut erinnern an all die Gespräche mit Labek und den intensiven persönlichen Austausch in der Angelegenheit Agrargemeinschaften. Steixner war in den Augen Labeks „die Ursache des Problems“. Steixner war Agrarlandesrat und er war damit Dienstherr der Agrarbehörde 1. Instanz. Er war Bauernbundobmann und selbst auch Mitglied einer Agrargemeinschaft. Und damit ergab sich politisch gesehen eine gewisse Machtfülle und Interessensverflechtungen. Labek hat das exakt so beschrieben. So ergab sich daraus zwangsläufig der Wunsch, Steixner, als auch die Agrargemeinschaften unter Beschuss zu nehmen. Labek stellte mir ja auch Verbindungen her zu Interviewpartnern, die in Bezug auf Steixner entsprechend zur Sache gingen.
Frage: Ihre auf mehrere Beiträge angelegte Serie über die Gemeindegut-Agrargemeinschaften wurde auf Anweisung des Tirol-TV-Geschäftsführers Kittinger im September 2007 abrupt abgebrochen. Warum? Mit welcher Begründung?
Lehner: Das kam völlig überraschend, nachdem die Serie ja in der Öffentlichkeit große Aufmerksamkeit erregt hatte und Tirol-TV sich dadurch eindeutig als kritisches und ernstzunehmendes Medium profilieren konnte. Ich erhob gegenüber Herrn Labek Einwände, die Sendereihe zu stoppen und begründete das mit den zuvor genannten Argumenten. Herr Labek suchte mich zu beschwichtigen und sagte mir, ich solle nicht aus den Augen verlieren, dass wir ein Privatsender seien und so hätten meine Sendungen zumindest die Wirkung gehabt, dass jetzt Gespräche im Land bezüglich medialer Kooperation geführt würden. Wenn die nicht erfolgreich seien, könne ich selbstverständlich weitermachen.
Frage: Und daraufhin erhielten Sie von Herrn Kittinger das berühmte Mail, wo davon die Rede ist, Steixner habe Tirol-TV zusätzliche Werbegelder zugesagt?
Lehner: Ich erhielt vorher noch einen Anruf von Herrn Kittinger, in dem er mir mitteilte, das Gespräch würde am 15. Oktober stattfinden und man dürfe gespannt sein. Ich habe ihm am Tag darauf dann ein Mail geschrieben, wie die Gespräche verlaufen seien, worauf mir Herr Kittinger das ominöse Mail als Antwort schickte.
Frage: Kittinger sagt ja jetzt, das Mail habe er Wort für Wort genau so geschrieben, wie ich es veröffentlicht habe, aber nur, um von Ihnen seine Ruhe zu haben. Was sagen Sie dazu?
Lehner: Das ist völlig absurd und eine Art Selbstopfer des Steuermanns, um den Kapitän zu schützen. Das nimmt ihm keiner ab. Ich war bis August 2008 bei Tirol TV beschäftigt und habe nach diesem Mail unzählige Beiträge für ihn bzw. Tirol-TV gemacht. Kittinger kann doch die Öffentlichkeit wirklich nicht für so blöd verkaufen, dass sie ihm diese Lügereien abnehmen würde.
Frage: Also kein Wort wahr davon?
Lehner: Natürlich nicht. Im September 2008 haben Herr Kittinger und der Hausanwalt von Tirol-TV sogar schriftlich eine neue Kooperation angeboten. Es sollten Sendungsbeiträge auf der Basis eines neuen, modifizierten Vertrages, für Tirol-TV produziert werden.
Frage: Also das mit dem Sie los werden wollen stimmt nicht?
Lehner: Überhaupt nicht. Kittinger hätte doch einfach schreiben können, es gäbe rechtliche Bedenken oder wir müssen mal ein anderes Thema wählen. Aber das hier! Ich fühle mich da öffentlich diffamiert und missbraucht. Aus diesem Grunde stehe ich hier Rede und Antwort.
„Natürlich wertvoll ...“, wenn man die Tirol Milch für seine Ambitionen im Hintergrund hat!
Ja, vom Anfüttern, da versteht er was, der Schöberlhofbauer Steixner.
Frage: War Steixner da ein Einzelfall, dass er von Tirol-TV sozusagen erpresst wird, oder hat das bei Tirol-TV bzw. Herrn Kittinger eher System?
Lehner: Sagen wir mal so: Es war schon komisch, dass immer wieder einige meiner kritischen Berichtserien überraschend gestoppt wurden. Beispielsweise: Nach zwei Berichten aus einer von Kittinger angeordneten Berichteserie über eine heikle politische Angelegenheit in Kufstein über den Baumeister Rieder wurde die geplante Serie gestoppt. Auch meine Berichtserie über den Untergang der CHI in Niederndorf wurde gestoppt. Im Fall Kitzbühel, betreffend den Spitalsbetreiber HELIOS, wurden auf wundersame Weise nach einer Medienklage gegen Tirol-TV aus Feinden segensreiche Freunde. Na ja, wie gesagt. Aber ich glaube, darüber kann man an anderer Stelle später noch einmal im Einzelnen reden.
Frage: Kittinger und Labek tun jetzt so, als wäre da ein kritischer Beitrag durch die interne Kontrolle durchgerutscht.
Lehner: Soll das ein Witz sein? In Wahrheit wurde jeder meiner Beiträge genau kontrolliert, so war das auch von Anfang an von Labek vorgegeben. Labek gab auch das Thema bis in Einzelheiten vor. Dann habe ich ein Konzept eingereicht und mir von Labek die Zustimmung geben lassen. Dann wurde die Sendung von Kittinger, „abgenommen“. Und schließlich wurden meine Texte vom Rechtsanwalt von Tirol-TV rechtlich geprüft und gegebenenfalls abgeändert, bevor sie in die Sendung kamen.
Frage: Wie glaubwürdig ist Herr Kittinger also für Sie mit seiner nachträglichen Uminterpretation in dieser Sache?
Lehner: Glaubwürdig? Kittinger lügt. Ganz einfach. Der Tirol-TV-Geschäftsführer lügt in einer äußerst plumpen und unverschämten Weise. Zudem ist seine Ausrede nicht durchdacht, er habe „wissentlich etwas Falsches geschrieben“. Wäre das tatsächlich so, hätte er logischerweise Landesrat Steixner - strafrechtlich gesehen - wissentlich verleumdet.
Frage: Im Vorgespräch haben Sie gesagt, Tirol-TV habe sich immer an die Vereinbarungen mit dem Land Tirol gehalten, auch daran, dass der Landeshauptmann tabu sei. Was heißt das? Was war da vereinbart?
Lehner: Man beisst nicht die Hand, die einen füttert. Gehen Sie davon aus. Tirol-TV ist ein Privatsender, man will schließlich leben. Und Politiker ihrerseits brauchen eine Plattform. Es ist halt bei Tirol-TV nicht immer ersichtlich, was eine Belangsendung ist oder reine Berichterstattung. Herr Kittinger könnte Ihnen das erklären.
Frage: Tirol-TV hat angeblich Strafanzeigen gegen Sie und mich ausarbeiten lassen, aber schubladisiert. Glauben Sie das?
Lehner: Das ist nicht ernst zu nehmen, bloß lautes Pfeifen im dunklen Keller. Das übliche Geklapper, wenn Lügner ertappt werden.