„Wir haben in Osttirol noch viel vor."
Bruno Wallnöfer, TT, 19.5.2005
Bruno Wallnöfer ist schon ziemlich im Verzug. Landeshauptmann Platter hat die Vorstellung der Osttiroler Kraftwerkspläne bereits im Sommer letzten Jahres für „schon bald“ angekündigt (TT, 13.9.2008). Das Projekt der „Kraftwerksgruppe Landegg/Tauernbach“ mit einem „Speicherkraftwerk Matrei“ läge TIWAG-intern auch bereits vor ...
Aus dem nicht öffentlichen „Geschäftsbericht der Tiroler Wasserkraft AG“
... aber die TIWAG traut sich nicht heraus damit!
Sie will stattdessen in Kürze aus taktischen Erwägungen, d.h. um die Matreier Bevölkerung hinters Licht zu führen, nur den eher harmlosen Teilbereich „Ausleitungskraftwerk Tauernbach“ präsentieren.* Erst wenn die Mattiger dieses als „umweltfreundliches Kraftwerk ohne Speicher“ (Bürgermeister Köll) gefressen haben werden, soll der Stausee hinter der Landegg-Alm und als letztes die Iselstufe Matrei-Lienz nachgeschoben werden. So der Plan der PR-Berater der TIWAG.
Man möchte in der Öffentlichkeit – der TIWAG-hörige und TIWAG-abhängige Matreier Bürgermeister ist offenbar bereits in den Gemeinderatswahlkampf gestartet – vorerst nur von einem schnuckeligen Laufkraftwerk am Ausgang der Proseggklamm sprechen, wobei selbst hier mit falschen Zahlen gearbeitet wird.
Wahr daran ist, dass bei einer geplanten Werkshöchstleistung von an die 60 MW die Jahreserzeugung nur ca. 180 bis 200 GWh betragen würde, was eine katastrophale Betriebszeit von lediglich ca. 3000 Stunden pro Jahr ergibt. (Normal für eine Laufstufe wären 5000 Stunden.) Einer solchen Vergeudung des Potenzials der Osttiroler Tauernregion würde nicht einmal die Wasserrechtsbehörde des Landes Tirol ihre Zustimmung erteilen! Denn dieses Werk, das mit zwei Francisturbinen bestückt wäre, könnte zwar in der Übergangszeit noch mit einer Maschine laufen, würde aber zumindest zwei Monate im Winter komplett stillstehen.
Kein Wunder auch, dass sich der bisherige Projektleiter für Osttirol, Robert Boes, der sich mit einem Ausleitungskraftwerk Tauernbach nicht identifizieren konnte, von der TIWAG verabschiedet hat.
„Erste Ausbaustufe“
Es ist schon klar, dass der ÖVP-Bürgermeister von Matrei Geld für „seine“ hochverschuldete Gemeinde braucht und unaufhörlich darum bettelt, aber der von ihm als Tiroler Wehr ausgegebene Tagesspeicher bei der Schildalm wäre energiewirtschaftlich betrachtet ein Schildbürger(meister)streich ohnegleichen. Darüber hinaus sollte Andreas Köll seinen Untertanen vielleicht auch noch erklären, welches Tal – wenn nicht das Landeggtal – er zuschütten möchte mit der ungeheuren Menge an Aushubmaterial, die allein schon die Druckrohrleitung seines „Ökokraftwerks“ (Länge: 10 km, Durchmesser ca. 3 Meter) verursachen würde. Und welchen Standort in Matrei er für das zweifellos notwendige Ausgleichsbecken auserkoren hat.
Das Vorgehen der TIWAG erinnert sehr an das des früheren rheinland-pfälzischen Verkehrsministers Heinrich Holkenbrink, der die Errichtung der Autobahn A 60 in seinem Bundesland als Ausbau der Bundesstraße B 41 zu verschleiern versucht hat. Sein Motto: „Erst in die Länge bauen, dann in die Breite, hier 'ne Ortsumgehung und da eine, dann haben wir zum Schluss die ganze Autobahn.“ (Trierischer Volksfreund, 27.5.1978)
Verräterischer Weise spricht auch die TIWAG in ihrer internen Darstellung beim „Ausleitungskraftwerk am Tauernbach“ von „einer ersten Ausbaustufe“! Die zweite, bereits fix vorgesehene ist der Speicher im Landeggtal, die dritte schließlich wäre die im berüchtigten „Optionenbericht“ der TIWAG beschriebene „Iselstufe Matrei-Lienz“. Eine solche macht erst Sinn, wenn ein Speicher oberhalb von Matrei ein jahresdurchgängiges Wasserdargebot garantiert.
Welche Kapazunder bei der TIWAG am Werk(en) sind, demonstriert uns nicht nur der Vorstandschef fast täglich, sondern hat uns jüngst – live im Landtag – auch deren Eigentümervertreter gezeigt, als er das Osttiroler Draukraftwerk Strassen-Amlach schlicht, nämlich schlicht wie er ist, an die Donau verpflanzt hat:
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*) Wer weiß? Vielleicht traut sich die TIWAG nach diesem Bericht nicht nur mit der Wahrheit (Kraftwerksgruppe Osttirol) nicht mehr heraus, sondern mit der Lüge (Kraftwerk Tauernbach) auch nicht mehr.