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Atomstrom. Eine Tiroler Spezialität
Grüßgott in der Wirklichkeit! 27 Prozent des Stroms, den die Tiroler Wasserkraft AG an ihre Kunden ausliefert, sind Atomstrom. Das Bad atomstrombeleuchtet, der Rasierapparat atomstrombetrieben, die Butter zum Frühstück atomstromgekühlt! Guten Morgen! Nach einer Untersuchung von Global 2000 und Greenpeace aus dem Vorjahr verkauft die TIWAG - neben Energie aus kalorischen Kraftwerken - "fast genauso viel Atomstrom wie Wasserkraft an ihre Kunden"! (APA, 9.10.03)
Wir alle haben mit der TIWAG einen Stromliefer-Vertrag abgeschlossen, in dem sie uns bindend zugesichert hat, uns mit heimischer Energie zu versorgen. Diesen Vertragsabschluß hat sie sich unter Vorspiegelung falscher Behauptungen erschlichen:
"Tiroler Wasserkraft. Garantiert unverfälscht.
Mit Tiroler Wasserkraft haben Sie die Garantie, Ihren Strom ausschließlich aus einer umweltfreundlichen und unerschöpflichen Energiequelle zu beziehen." (TIWAG-Werbung, z.B. Kurier, 14.11.1999) Wenn uns die TIWAG sogar überwiegend mit "schmutzigem Importstrom" (aus Kohlenkraftwerken und Atomkraftwerken) beliefert statt wie in der Angebotsbeschreibung zugesichert mit Strom aus Wasserkraft, dann ist das - vermutlich sogar im juristischen Sinne - Betrug am Kunden.
"Mit Tiroler Wasserkraft wissen Sie genau, wo Ihre Energie herkommt. Die reichen Wasservorräte der Tiroler Berge liefern sauberen und umweltfreundlichen Strom" (TIWAG-Werbung, z.B. TT, 2.10.1999)
Wie war das damals mit der Oberländer Bergbäuerin, die 15 Hennen auf ihrem Hof hält? Die das ganze Jahr über freien Auslauf haben und sich die Nahrung zu einem großen Teil selber suchen und nur biologisch zugefüttert werden. Diese hochwertigen Eier nimmt die Frau nebst anderen Produkten vom Hof samstags mit auf den Bauernmarkt. Aufgrund der großen Nachfrage nach solchen Eiern kauft sie stets freitags beim "Hofer" fünfzig Eier zu und mischt diese unauffällig unter die von ihren Hennen gelegten und bietet alle zusammen als "Bauerneier" an. - Der Schwindel ist aufgeflogen, die Bäuerin ist wegen Betruges verurteilt worden.
Weil die Tiwag so viel Strom aus Speicherkraftwerken erzeugt und exportiert, importiert und liefert sie an die Verbraucher in Tirol so viel Atomstrom. Das eine ist ohne das andere nicht zu denken. Ein Großabnehmer des Tiroler Spitzenstroms ist der deutsche Energiekonzern E.ON, der an 11 Atomreaktoren in Bayern, Niedersachsen und Schleswig Holstein beteiligt und damit die größte Kernenergiegesellschaft in Europa ist. Daneben ist diese auch noch ein Großimporteur aus Atomkraftwerken in Rußland und anderen Ländern Osteuropas, z.B. aus dem tschechischen AKW Dukovany. Der dort erzeugte Atomstrom landet also über die "Tiroler Wasserkraft. Garantiert unverfälscht." in den Tiroler Haushalten.
Wenn der Klubobmann der ÖVP pflichtschuldigst das neue Megaspeicherprojekt der TIWAG propagiert, bedient er sich einer vorgekauten Lüge: "Je mehr Strom aus der heimischen Wasserkraft erzeugt wird, desto weniger Atomstrom wird in Zukunft notwendig sein." Wahr ist, da es sich dabei ja um Exportstrom handelt, das genaue Gegenteil.
Entweder er weiß nicht, was er sagt. Dann gehört er nicht in den Tiroler Landtag, obwohl er genau damit dort gut hinpaßt. Oder er weiß es. Dann gehört er woanders hin. Wo er noch besser hinpaßt.
Daß um den geplanten Sulztalspeicher zu füllen Unmengen von Wasser mit Unmengen von Atomstrom vom Ötztal ins Sulztal hinaufgepumpt werden müßten, kommt noch dazu. (mehr zum Atomstromspeicher …) Dieser Pumpstrom würde allerdings - Statistik-Trick! - in der Strombilanz nicht einmal aufscheinen, denn er wird ja nur zum Pumpen verwendet und nicht "ausgeliefert" (mehr zum "Pumpen" …).
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