|
|
Steixner mit seinem Jägerlatein am Ende
Wo wird mehr gelogen als auf der Jagd? Nach der Jagd!
Wie hier kürzlich aufgedeckt, hat der Tiroler Landeshauptmannstellvertreter Landesrat Anton Steixner im Frühjahr dieses Jahres den Chefredakteur des ORF-Landesstudios Tirol, Christoph Sailer, auf den Abschuss eines Spielhahns in seine Privatjagd eingeladen. Weil das in der Öffentlichkeit nicht nur aussieht wie Bestechung, sondern sich auch genau so anfühlt, haben Sailer und Steixner ihr perfektestes Jägerlatein ausgepackt und (fast) alles in Abrede gestellt.
Die Ausgangslage für die zwei Jagdfreunde war ja nicht schlecht. Dem Jagdgast Christoph Sailer war nämlich kurioserweise bereits am 9. November der Inhalt der bei der Staatsanwaltschaft eingebrachten Anzeige gegen Steixner wörtlich zur Kenntnis gebracht worden. So hatten er und der Jagdherr Steixner jede Menge Zeit, sich eine schöne Geschichte für die Medien auszudenken bis die Sache am 18. November auf dieser Seite publik wurde (hier nachzulesen). Und schön ist die Geschichte ja, herzergreifend schön. Kurz: zu schön, um wahr zu sein. Sailer hatte sich seine Rechtfertigung bereits am 12. November sogar schriftlich zurechtgelegt:
„Ich bin zur Jagd eingeladen worden, aber nicht von LR Anton Steixner, sondern von seinem Bruder Paul.
Ich bin mit Paul Steixner seit mehr als 15 Jahren persönlich befreundet, ich habe auch fast alle Stadien seiner Erkrankung und seiner Genesung miterlebt. Er hat mich dann, als er zum ersten Mal wieder auf die Jagd gehen wollte, eingeladen. Es war schön zu sehen, wie es ihm besser ging und so hat mir dieses Erlebnis auch menschlich viel gegeben.
Paul Steixner ist zudem Jagdleiter dieser Eigenjagd im Pinnistal, seiner Pirsch mit mir steht weder das Antikorruptionsgesetz entgegen, das bei ihm als Privatmann ja nicht zum Tragen kommt, noch die Tatsache, dass sein Bruder ein Politiker ist. Denn eine ‚Sippenhaftung’ steht unserem Rechtsempfinden wohl diametral gegenüber."
Diese Version erzählte er auch den Journalisten, die ihn nach meiner Veröffentlichung bombardierten. Steixner selbst war zunächst für die Medien nicht erreichbar. Am nächsten Tag sagt er zum Standard, „sein Bruder habe den ‚befreundeten’ Tiroler ORF-Chefredakteur zu einem Abschuss eingeladen“.
APA (19.11.2009)
Einerseits erstaunlich, wie günstig heutzutage „ein völlig reines Gewissen“ (Sailer) schon zu haben ist! Andererseits könnte es in der Tat eine „bewusste oder unbewusste Verwechslung“ (Steixner) gewesen sein: Ich könnte ja unbewusst den Toni mit dem Anton verwechselt haben oder bewusst den Landeshauptmannstellvertreter Steixner mit dem Landesrat Steixner.
Österreich, 4.12.2009
Nicht so wild, die Sache mit dem Chefredakteur, der mit dem Landeshauptmannstellvertreter auf die Pirsch geht, hört man aus dem ORF. Die Gattin des Landesdirektors Kurt Rammerstorfer jagere ja auch im Revier von Steixner im Stubai.
Halb so wild? Oder doppelt so wild? Für einen ORF, dem die Antikorruptionsstaatsanwaltschaft schon aufgrund der wenigen angeführten Beispiele auf dietiwag.org „wohlwollende Berichterstattung“ bescheinigt hat.
Wie sagte Fritz Grünbaum - wohl in anderem Zusammenhang:
„Man kann, wenn sie Bericht erstatten, genau wer sie besticht erraten.“
Und jetzt?
Fotomontage
„Zwischen Steixner und mir hat kein Blatt Papier Platz, und wer sich mit Toni Steixner anlegt, bekommt es auch mit mir zu tun.“ (Günther Platter, 13.12.2008)
Nun denn!
4.12.2009
| |
|