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Von Wirtschaft versteht Bruno Wallnöfer was. Von Vetternwirtschaft.
Bruno Wallnöfer hat im Alleingang seinen Nachfolger im TIWAG-Vorstand bestimmt. Dies erstens entgegen den Vorgaben des Aktiengesetzes, wonach der Aufsichtsrat den Vorstand zu bestellen hat, und zweitens völlig losgelöst von der 70.000-Euro-teuren europaweiten Ausschreibung, in der ausdrücklich ein Fachmann „für Energiewirtschaft und Kraftwerksführung“ gesucht wurde, ein Anforderungsprofil, dem Wallnöfers Günstling nicht einmal in Ansätzen entspricht.
Thomas Gasser versteht von Elektrizitätswirtschaft gerade einmal soviel wie sein Padrone.
Und Letzteres ist für alle Zeiten dokumentiert: nachzulesen und nachzuhören
Wer ist Thomas Gasser?
Als Thomas Gasser 2007 in seine Heimat Oberösterreich zurückkehrt, startet er bei der Energie AG als Assistent von Generaldirektor Leo Windtner. Schon bald aber wird er in die Abfallentsorgungs-Tochter des Konzerns AVE abgeschoben, sagen die einen, weggelobt die anderen. Ab Mitte 2009 ist er dort einer von drei Geschäftsführern, zuständig für Finanzen und Technik. In seinem Verantwortungsbereich gab es in den Folgejahren mehrere Pannen (außerordentliche Verluste beispielsweise bei der Tochter Papyrus durch kaufmännische Fehler, überhöhte Instandhaltungskosten bei den Verbrennungsanlagen durch personelle Verfehlungen etc.), sodass das Ergebnis der AVE trotz verschiedener Restrukturierungen kontinuierlich gesunken ist. Im ersten Halbjahr des aktuellen Geschäftsjahres beläuft sich das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit auf nicht einmal drei Millionen Euro bei einem Umsatz von knapp 100 Millionen. (mehr).
Innerhalb der Energie AG ist aufgrund dieser brenzligen Situation eine Diskussion über mögliche personelle Konsequenzen an der Spitze der AVE entstanden, sprich, dass einer der Geschäftsführer im Laufe des aktuellen Geschäftsjahres gehen müsse.
Mit seinem Glückstreffer bei der TIWAG, von dem seine Vorgesetzten in Linz aus der Zeitung erfahren haben, ist Gasser dieser Entscheidung des Vorstandes zuvorgekommen. Sozusagen bevor der Abfallentsorger der Energie AG möglicherweise selber als Abfall entsorgt worden wäre.
Da der TIWAG 2008 vom Oberösterreicher van Staa der Einstieg bei der Energie AG befohlen worden war (hier) und Bruno Wallnöfer dafür in den dortigen Aufsichtsrat einzog, hat er auch seiner langjährigen Vorstandsassistentin (zuerst in der IKB und dann in der TIWAG) und Thomas Gassers zukünftiger Frau ein warmes Plätzchen bei deren Konzerntochter OÖ Ferngas AG (jetzt: Energie AG Oberösterreich Power Solutions) einrichten können.
Den Abgang Gassers scheint man bei der AVE nicht sonderlich zu bedauern, wie mir gleich mehrfach mitgeteilt worden ist.
Über ein Friendship-Ticket in den TIWAG-Vorstand
Thomas Gasser taucht erstmals 2004 als Mitarbeiter der Managementberatungsfirma A.T. Kearney in der TIWAG auf, als diese im Auftrag Bruno Wallnöfers das Personalentlassungspotenzial beim Landesenergieversorger erheben soll. Wallnöfer wirbt ihn daraufhin ab und macht ihn zum Leiter der Abteilung „Unternehmensentwicklung und Organisation“ in der TIWAG. Auch als Gasser 2007 zur Energie AG nach Linz wechselt (seine Nachfolge wird übrigens so geregelt) wird der freundschaftliche Kontakt aufrecht erhalten. Bruno Wallnöfer ist auch Gast bei der Hochzeit Gassers im August 2010, die auf einem Donauschiff stattfindet. Nach dem Hochzeitsmahl in einem Lokal in Krems hält er sogar die Festrede, mit mehr oder weniger lustigen Anekdoten aus der TIWAG.
Bei weiteren Treffen, die verbürgt sind, dürfte auch die Bestellung Gassers zum TIWAG-Vorstand – an fünfundzwanzig verladenen Mitbewerbern vorbei – vorbereitet worden sein.
14. August 2010: Standesamtliche Trauung auf der MS Austria Princess mit anschließender Donau-Rundfahrt - mit dabei auch Gasser-Freund Bruno Wallnöfer
TIWAG-Karriere by Freunderlwirtschaft
Dass Bruno Wallnöfer seinen Schwiegersohn, seinen Sohn und seine Schwiegertochter im Landesdienst untergebracht hat, ist bereits an anderer Stelle nachzulesen.
Wie er die Anverwandten seiner Spezln mit Posten und Pöstchen im TIWAG-Bereich versorgt, soll an zwei weiteren Beispielen hier gezeigt werden:
Qualifikation: „Sohn“
Norbert Beyer, langjähriger Leiter der Volkswirtschaftlichen Abteilung der Wirtschaftskammer Tirol, ist ein Freund Wallnöfers, der ihn auch in seiner letztlich erfolglosen Kraftwerksoffensive immer stark unterstützt hat. Dafür hat er ihn zum Mitglied des Aufsichtsrates der TIWAG-Netzgesellschaft TINETZ gemacht, dem er ja selbst vorsitzt. Und für Beyers Sohn Bernhard hat er zuerst in der TIWAG-Zentrale im Bereich „Beteiligung und Controlling“ Platz geschaffen, um ihn wenig später zum zweiten Geschäftsführer der winzigen und daher unnötig eigenen TIWAG-Tochter Ökoenergie Tirol GmbH (eine Handvoll Mitarbeiter) zu machen (hier).
Qualifikation: „Enkel“
Otto Plattner, Gastwirt aus Zirl und lange Zeit Hotelier in Innsbruck, war und ist Präsident der Original Tiroler Kaiserjägermusik, die von der TIWAG satt gesponsert wird und dafür dem Vorstandsvorsitzenden regelmäßig zum Geburtstag aufspielt.
Hoffnungslos in den Ersten Weltkrieg verknallt: Die Original Tiroler Kaiserjägermusik (gegründet 1972!) spielte Bruno Wallnöfer nicht nur zum 65sten auf (oben), sondern auch schon zum 60sten (hier).
Auf Intervention des obersten Kaiserjägers hin hat Bruno Wallnöfer dem Enkel Plattners (Name ist der Redaktion bekannt) eine Lehrstelle bei der TINETZ in Thaur verschafft.
Dafür wiederum werden die Ewiggestrigen, besser: Ewigvorgestrigen, in ihren ulkigen Aufzügen den für uns sowieso schon schönen Abgang Wallnöfers am 20. November dieses Jahres weiter verschönern, wie sie – entgegen der großen Geheimnistuerei in der TIWAG - auf ihrer Seite verraten (hier).
18.6.2015
PS. Das österreichische Bundesgesetz über Transparenz bei der Stellenbesetzung im staatsnahen Unternehmensbereich (Stellenbesetzungsgesetz), nach welchem die Bestellung des neuen TIWAG-Vorstandes hätte erfolgen müssen, schreibt auch vor (§ 5):
Das für die Besetzung zuständige Organ hat den Namen der Person, mit der die Stelle besetzt worden ist, und die Namen aller Personen, die an der Entscheidung über die Besetzung mitgewirkt haben, zu veröffentlichen.
Die Veröffentlichung hat im „Amtsblatt zur Wiener Zeitung“ und zumindest einer weiteren bundesweit verbreiteten Tageszeitung zu erfolgen. Diese verpflichtende Veröffentlichung ist bis heute, sechs Wochen nach der Bestellung Gassers, nicht erfolgt. Der Aufsichtsrat, dem allein die Stellenbesetzung obliegt, wird sich verdammt schwertun, „die Namen aller Personen, die an der Entscheidung über die Besetzung mitgewirkt haben“, preiszugeben.
PPS. Thomas Gasser, Wallnöfer-Freund und ergo schon lange designierter Nachfolger im TIWAG-Vorstand, ist zur Feier des 65. Geburtstags des TIWAG-Chefs 2013 am Bergisel extra aus Linz angereist:
Und hier wird dazu im Forum diskutiert.
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