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Die Herren vom „Österreichischen Journalisten Club“ und ihr Geschäftsmodell „Claus-Gatterer-Preis“
Kann man mit kritischem, unabhängigem Journalismus reich werden in Österreich? Nicht, wenn man ihn betreibt, wohl aber, wenn man ihn bewirtschaftet. So wie es die drei an der Spitze des Österreichischen Journalisten Clubs mit der Verleihung von angesehenen Auszeichnungen machen. Die Preisträger sind dabei nur der Wurm an der Angel, mit dem sie nach dem großen Geld fischen.
Für die Prämierten die Brösel, für die Clique der Kuchen
Den Hauptpreis gewinnt immer die Funktionärsclique des ÖJC, wie das Beispiel „Prof. Claus Gatterer-Preis“ zeigt. Gehen wir in ein durchschnittliches Jahr wie 2013. Der Preis für den offiziellen Sieger, hier: eine Siegerin, eine hervorragende Journalistin vom „Falter“, ist mit 5.000 Euro dotiert. Abgerechnet wird der Preis gegenüber den Sponsoren mit dem Neunfachen dieser Summe! Mit dem Neunfachen!
Wie kommen die beim sogenannten Journalisten Club auf diese Summe? Mit viel Phantasie, viel schmutziger Phantasie. Indem sie zum Beispiel für die „Verwaltung“ 24.617 Euro in Rechnung stellen und dafür einen „Eigenbeleg“ fabrizieren. In diesen, aufs Jahr gerechnet, 2.000 Euro monatlich, sind aber Papier- und Portokosten oder gar die Pressearbeit noch gar nicht inkludiert. Das ist quasi nur der Unterhalt der Sekretärin, was sag ich, der Generalsekretärin des ominösen Clubs, die aber so etwas von zufällig die Ehefrau des Präsidenten ist.
Um aber auf die 45.000 Euro „Auslagen“ (!) zu kommen, muss schon noch heftiger getrickst, nein, gelogen werden. Der Journalisten Club versendet die „Ausschreibung Prof. Claus Gatterer-Preis“ per Mail via oejc-mailinglist@oejc.at an 8.177 E-Mail-Adressen (2013). Kostet gar nichts. Denkst du. Kostet 0,35 Euro pro Mail! Ergibt in Summe, die Multiplikation ist geglückt, genau 2.861,95 Euro. Glaubst du nicht?
Beschiss ist ein viel zu kleines Wort. 2.861,95 für nix. Für null Auslagen, null Materialeinsatz.
Wo geht das Geld hin? Wer steckt es ein?
Wer ist der Österreichische Journalisten Club? Ich wette, Sie haben noch von keinem einzigen Vorstandsmitglied auch nur einmal den Namen gehört. Im Wesentlichen gehört der Verein drei Personen, die durch ihre Funktionen und privat aufs engste miteinander verbunden sind. Der eine, ein Oswald Klotz, pardon, Prof. Oswald Klotz macht auf Vizepräsident, der andere, ein Fred Turnheim, sorry, natürlich auch Prof., auf Präsident, seine Frau Margarete gibt, wie gesagt, die Generalsekretärin. Sowohl Turnheim als auch Klotz, beide jenseits der 70, nennen sich Chefredakteure, weil sie Chefredakteure der hauseigenen ÖJC-Mitgliederzeitung sind. Ansonsten hört man, dass der Herr Präsident einmal beim ORF gewesen sein und auch die Zeitschrift des Evangelischen Press Vereins herausgegeben haben soll, und der Herr Vize-Präsident unter anderem als Redakteur der „Westösterreichischen Hausbesitzer-Zeitung“ und auch beim SOS-Kinderdorf-Verlag tätig gewesen sein soll. Im amtlichen Vereinsregister gibt es übrigens nur den Präsidenten. Keinen Stellvertreter, keinen Kassier, keinen Schriftführer. Turnheim ist der ÖJC. Der ÖJC ist Turnheim. (Hier)
Johann Skocek, Journalist u.a. bei Presse, Standard, Falter
Wie viele Journalistinnen und Journalisten gibt es in Österreich?
6.700? Niemals. Der Journalisten Club hat aber (angeblich) so viele Mitglieder. Die brav ihren Mitgliedsbeitrag bezahlen. 93 Euro jährlich, 135 Euro, wenn sie im Ausland wohnen. Das ergibt eine Summe weit jenseits der 600.000 Euro. Pro Jahr. Davon, denkt man, könnte die so teure Versendung der Mails zur Ausschreibung des Gatterer-Preises schon finanziert werden.
Viele ernsthafte Journalisten sind natürlich gar nicht Mitglied dieses Clubs. Dafür ganz viele Leute, vermutlich ist es die Mehrheit, aus der PR- und Werbebranche. Erstens, weil sie mit dem großzügig vergebenen Presseausweis Zutritt zu Terminen und Veranstaltungen erhalten, von denen sie sonst ausgeschlossen wären, und zweitens, weil der ÖJC eine lange Reihe teils sinnhafter, teils lachhafter Vorteile anbietet.
Franz Kössler, Journalist u.a. bei ORF und Falter (Robert-Hochner-Preis-Träger)
Die Preise sind nur der Köder, den sie auslegen, um an das Geld zu kommen
Der „Gatterer-Preis“ ist unser Beispiel, an dem das Geschäftsmodell von Turnheim und Klotz derzeit am besten dokumentiert werden kann. Die Ökonomen nennen es Wertschöpfung. Der ÖJC hat ja zusätzlich auch noch den „Dr.-Karl-Renner-Publizistikpreis“, den „New Media Journalism Award“, den „Europäischen Journalisten Preis“, den „Medienpreis Senioren-Rose“ und den „ÖZIV-Medienpreis“ laufen. Und überall hier, wie auch beim „Gatterer-Preis“, sitzen Klotz und Turnheim, Turnheim und Klotz gleichzeitig in den Jurys, die über die Preisvergaben entscheiden.
Bis 2017 war der Gatterer-Preis mit zuerst 50.000 Schilling und dann 5.000 Euro dotiert. Das Land Südtirol (Provinz Bozen – Südtirol) hat ihn nebst weiteren Geldgebern wie zum Beispiel Gatterers Heimatgemeinde Sexten mit zunächst 5.000, später mit 10.000 Euro gesponsert. Das war Turnheim immer zu wenig. 2018, die Preissumme war gerade auf 10.000 Euro erhöht worden, forderte man allein von der Südtiroler Landesregierung 30.000 Euro. Wohlgemerkt bei einem Preisgeld von 10.000 Euro. Mit 15.000 Euro, wie vom Land noch angeboten, hat sich der ÖJC nicht zufrieden gegeben. Er hatte wohl schon willigere Geldgeber an der Angel.
Christoph Franceschini, Journalist und Buchautor, Gatterer-Preisträger 2005 und bis 2013 Jurymitglied
Südtirol hat also - trotz dubioser, im wahrsten Sinne unglaublicher Rechnungslegungen - in den vielen Jahren als Sponsor eine riesige Gesamtsumme für den Gatterer-Preis zur Verfügung gestellt. Der Dank des ÖJC dafür? Eine Klagsandrohung mit einem Streitwert von 43.200 Euro.
Wie das? Die Südtiroler Landesregierung hatte nach dem Abgang Turnheims aus Südtirol beschlossen, einen Preis für besonderes journalistisches Engagement von Oberschülerinnen und Oberschülern einzurichten und diesen „Junger Claus-Gatterer-Preis“ zu nennen. Auf eine bloße Vorausmeldung in der Tageszeitung „Dolomiten“ hin ging im Herbst 2018 beim ressortzuständigen Landesrat ein Anwaltsschreiben ein, in welchem eine teure Zivilrechtsklage wegen „Markenrechtsverletzung“ in Aussicht gestellt wurde.
Anwaltsschreiben im Namen des Österreichischen Journalisten Clubs
Der ÖJC hat sich in der Tat den Namen „Gatterer-Preis“ markenrechtlich in Österreich und auch international schützen lassen, um sich die alleinige Vermarktung zu sichern (hier). Damit sind Turnheim und Co., wenn schon nicht die geistigen, so doch die geschäftlichen Erben Claus Gatterers.
Der Südtiroler Schülerpreis nennt sich jetzt Claus und ist 2019 erstmals vergeben worden.
Kurt Langbein, Journalist und Filmemacher, Mitglied der Gatterer-Preis-Jury a.D.(Renner-Preis-Träger)
Es ist Parasitismus am kritischen Journalismus
Wenn Turnheim, Klotz und die Ja-Sager im ÖJC-Vorstand Journalisten sind, dann bin ich noch viel lieber keiner. (Hier)
Der Herr Turnheim ist seit 1988 Präsident dieses Vereins. Wo gibt es so was sonst noch? In Äquatorialguinea und Tadschikistan vielleicht. Hat es beim ÖJC eigentlich auch hin und wieder Wahlen, fragt man sich. Ja?
Wie gesagt, die Firma Gatterer-Preis ist nur eines der Unternehmen, die der ÖJC betreibt. Dort hat man sich jüngst den Esterhazy-Konzern und die Burgenländische Landesregierung als Finanziers angelacht. Für 45.000 Euro? Für mehr? Wir wissen es noch nicht. Anderes Beispiel: Via „Dr.Karl-Renner-Publizistikpreis“ lässt sich der Turnheim-ÖJC u.a. von der Casinos Austria AG, der Flughafen Wien AG, Red Bull, der Siemens AG, der Wiener Städtischen Versicherung AG und der Uniqa aushalten. Nicht zu knapp, wie man vermuten kann. Eine Öffnung sämtlicher Konten des Clubs muss hier Klarheit schaffen.
Dass ausgerechnet Journalisten, ich meine jetzt kritische Journalisten, die in die dunkelsten Ecken des Landes hineinleuchten und von denen einige schon mit dem Renner-Preis oder dem Gatterer-Preis prämiert wurden, sich ausgerechnet den Journalisten Club noch nie genau angeschaut haben, ist eine Ironie der Geschichte. Aber seit der Posse um die Vergabe des Gatterer-Preises 2019 rumort es ordentlich im Revier, insbesondere dem der früheren PreisträgerInnen.
Nicht wenige sehen in der Art und Weise, wie der ÖJC mit dem guten Namen Gatterer Handel treibt, eine Schändung seines Ansehens und wollen dafür eintreten, dass die nach ihm benannte Auszeichnung aus den Händen Turnheims befreit wird und in seriöse kommt. Sie ist es wert.
„Rettet den Claus-Gatterer-Preis!“
17.9.2019
Kostenaufstellung zur „Organisation und Durchführung des „Prof. Claus Gatter Preises“ 2013
Die Klagsandrohung des ÖJC im vollen Wortlaut
Kontakt: m.wilhelm@dietiwag.org
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Reaktionen:
Presse: Tiroler Aufdecker entlarvt Methoden des Journalisten Club
Wiener Zeitung: Vorwürfe gegen Österreichischen Journalisten Club
Standard: Blogger Markus Wilhelm nimmt sich Abrechnungen des Journalistenclubs ÖJC vor
Kurier: Wilhelm wirft Österreichischem Journalisten Club Malversationen vor
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