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Ein Abschreiber, wie er im Buche steht
Aus einem Buch abschreiben: ein Plagiat.
Aus zwei Büchern abschreiben: ein Essay.
Aus drei Büchern abschreiben: eine Doktordissertation.
Aus vier Büchern abschreiben: ein fünftes gelehrtes Buch.
Alexander Roda-Roda
Gustav Kuhn hat „sein“ Buch über weite Strecken abgeschrieben. Aus „seiner“ Dissertation, die er über weite Strecken abgeschrieben hat - aus vielen Büchern.
Damit befindet er sich in entsprechender Gesellschaft. Keiner guten. Auch Hermann Petz hat aus x Quellen abgeschrieben. Wie auch die deutsche Bestsellerautorin Martina Gercke.
Gustav Kuhn ist eindeutig ein Vertreter der nachahmenden Künste, nicht nur, wenn er Musik aufführt und Opern inszeniert, sondern auch, wenn er schreibt. Er muss sich ständig größer machen, als er ist. Er braucht fremde Federn, eben auch fremde Füllfedern. Braucht einen Doktortitel, den er sich auf unredliche Weise beschafft hat, braucht die 150 Kilometer weit her geholte Mozartstadt Salzburg als Geburtsort, muss sich als Segelweltmeister feiern lassen, der er nie war, und als der größte Wagner-Interpret aller Zeiten, den man ihm auch nur in seinem Unterinntaler Blaserl Erl geglaubt hat. Und halt in der STRABAG-Zentrale. Er ist ein Bluffer, wie er im Buche steht. In diesem:
Außen hui, innen pfui: Auf dem Cover inszeniert er sich als Genie mindestens karajanschen Formats, im Textteil entpuppt er sich als schamloser Abkupferer.
Wie auf dieser Seite schon hinreichend dokumentiert wurde, finden sich in Gustav Kuhns Dissertation unzählige Plagiate aus einer Reihe von Büchern. Und aus dieser Dissertation von 1969 hat er über siebzig Seiten, man kann sagen, wortwörtlich in „sein“ Buch übernommen, ohne irgendwo darauf hinzuweisen, dass er von dort abschreibt oder gar: dort Abgeschriebenes hier abschreibt.
Ein Maestro. Des Plagiats.
Weil er ganze Absätze von fremden Autoren stiehlt, kann er bereits in der Doktorarbeit auf seine Quellen weder im Text selbst, noch in Fußnoten, noch im Literaturverzeichnis hinweisen. Im Buch nicht einmal mehr darauf, dass es sich hier um ein Selbstplagiat handelt, um ein Selbstplagiat voller Plagiate, ein Plagiat² sozusagen.
Schauen wir uns – nur als Beispiel - an, was Gustav Kuhn aus einem einzigen Aufsatz, der 1959 in einem Sammelband erschienen ist, alles zusammengefladert hat, soll heißen: herauskopiert, teilweise minimal umformuliert und neu zusammengestoppelt hat:
Vorlage
Fritz Heinemann, „Ästhetik“ in „Die Philosophie im XX. Jahrhundert“, Stuttgart, 1959
Plagiat
Gustav Kuhn, „Aus Liebe zur Musik“, Berlin, 1993
Warum formuliert Kuhn „seine“ Sätze um? Gleicht er damit nicht dem Autodieb, der „sein“ gestohlenes Auto umspritzt, aber nicht, weil ihm die alte Farbe nicht gefällt, sondern um den Diebstahl zu vertuschen?
Vorlage
Fritz Heinemann, „Ästhetik“ in „Die Philosophie im XX. Jahrhundert“, Stuttgart, 1959
Plagiat
Gustav Kuhn, „Aus Liebe zur Musik“, Berlin, 1993
Mit den zahllosen Plagiaten in seiner Dissertation hat Kuhn sich seinen Doktortitel er…, er…, er…, äh, erdingst, erworben, wollte ich sagen.
Warum aber sind die zahllosen Plagiate in seinem Buch noch gravierender? Mit der Dissertation hat er seine Professoren, seinen Doktorvater und seine Universität getäuscht. Er hat dafür aber kein Geld bekommen. Mit dem Buch, es hat angeblich sogar eine zweite Auflage und eine Taschenbuchausgabe erlebt, hat er den Verlag und die Leser/Käufer des Buches getäuscht und dafür noch ein dickes Honorar genommen.
Heute ist Gustav Kuhns Buch Ramschware und zum Altpapierpreis zu haben.
12.3.2020
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