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Die schärfsten Kritiker der Elche sind ja meistens selber welche [18.01.2009] Ich hätte ja gar nichts gesagt, wenn er den Mund gehalten hätte. Aber wenn sich einer, der sich noch vor der Wahl so für van Staas ÖVP in die Schlacht geworfen hat, sich hinterher als dessen eloquentester Kritiker aufführt, dann muss die Wahrheit wiederhergestellt werden. Wenn demnächst das sog. Tiroler Jahrbuch für Politik 2008/2009 präsentiert wird, werden die Herausgeber und die Medien größte Aufmerksamkeit auf jenen Mitverfasser lenken, der darin die Talfahrt der Tiroler ÖVP abhandelt, auf Ernst Schöpf, den gewesenen ÖVP-Landtagsabgeordneten und ÖVP-Landesobmannstellvertreter, heute Bürgermeister von Sölden und morgen vielleicht Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes. Die vorauseilenden Jubelschreie über seine angeblich scharfe Kritik an den Parteifreunden van Staa und Steixner hätten mir beinahe die Ohren zugeschnöllt, sind aber – wie die Lektüre zeigt - gänzlich unangebracht. Nein, da ist kein großer Unterschied zwischen S., S. und S., Staa, Steixner und Schöpf, das ist Holz von jenem Holz, will sagen, aus dem auch sein Brett vor dem Kopf gezimmert ist, durch das er vor lauter Hybris und Präpotenz genau so wenig durchblickt auf die wahre Misere. Ins Bild passt, dass er sich ja erst kürzlich durch seinen Lienzer Amtskollegen über die Medien genau dieser ÖVP als Landeshauptmannkandidat hat antragen lassen. Das heißt, er, der (siehe das ÖVP-Wahlergebnis von Sölden) ein Teil des ÖVP-Problems ist, möchte ein größerer Teil des ÖVP-Problems sein. Ein kurzes Kapitelchen aus Schöpfs gefeierter ÖVP-Analyse illustriert unfreiwillig, wie durch und durch verlogen diese Partei Staas, Steixners und Schöpfs ist: Sozusagen mit einer zerdrückten Träne, einer Krokodilsträne nämlich, gar zu auffällig ins Knopfloch gesteckt, beklagt er das „nicht Mitnehmen der Bevölkerung“ in Sachen Kraftwerksoffensive, für das er freilich selbst das beste Beispiel ist, wenn er sich zu privatimen Mauscheleien in Hotelhinterzimmern mit Bruno Wallnöfer trifft. In den Zeilen oben tut er so, als kritisierte er den Aufmacher der TT vom 17. Juni 2004 („Riesenkraftwerk im Ötztal“), der die Talbevölkerung „uninformiert“ angetroffen und „verunsichert“ habe. Dass er selbst bereits drei Monate vorher in aller Heimlichkeit in der TIWAG-Chefetage Gespräche darüber geführt hat, was für die Gemeinde Sölden und sein persönliches Prestigeprojekt Ortsumfahrung dabei finanziell herausschauen könnte, verschweigt er natürlich und ist damit der personifizierte Beweis für die Verlogenheit seiner Partei und die Verschlagenheit ihrer Vertreter. Wenn sich Ernst Schöpf nach dem Crash auch noch zum Kritiker der Cross-Border-Gaunereien aufzuschwingen sucht, dann kann er einzig und allein deswegen keine Glaubwürdigkeit einbüßen, weil er keine mehr hat. In dieser Sache schon gar nicht. Ernst Schöpf selbst war zum Zeitpunkt als die CBL-Deals abgeschlossen wurden, Abgeordneter der ÖVP im Tiroler Landtag und hat dort als Mitglied des Finanzkontrollausschusses und Obmann des Finanzausschusses tatkräftig verhindert, dass über diese Schwindelverträge zumindest im Landtag gesprochen wird. Jetzt so zu tun, als hätten er und seine ÖVP („hängen bleibt das ... bei der politischen Spitze des Landes“) mit dem ganzen rein gar nichts zu schaffen, das ist genau „Der Tiroler Weg“ der Volkspartei, den immer weniger Leute mitgehen wollen. „Vor Tische las man’s anders“, heißt’s bei Friedrich Schiller. ÖVP-Ortsparteiobmann Ernst Schöpf ruft dazu auf, die ÖVP Steixners und van Staas zu wählen (Postwurf Sölden, Juni 2008). Selten hat sich ein Kritiker beim Kritisieren einen solchen Schiefer eingezogen wie Ernst Schöpf mit seinem Beitrag im aktuellen Tiroler Jahrbuch für Politik. Denn selten hat sich einer, der sich als das andere Gesicht der Tiroler Volkspartei präsentieren wollte, selbst so demaskiert. Natürlich springt er auch auf den Zug der Agrargemeinschaftskritiker auf, was sag ich, er ruft sich rückwirkend zu dessen Lokführer aus. Er selbst habe, schreibt er in seinem Aufsatz, „die Sache für die Medien interessant und damit für eine breitere Öffentlichkeit wahrnehmbar gemacht“. Und liefert uns wieder ein drastisches Beispiel für die Doppelbödigkeit, wo nicht Verlogenheit, dieser – wie heißt es? – „Gesinnungsgemeinschaft“. Während er nämlich einerseits die Agrargemeinschaften prügelt, hat er andererseits nicht die geringste Scheu, jährlich Ausschüttungen jener Agrargemeinschaft entgegenzunehmen, der er selber (als Nichtbauer) angehört. Aber so sind sie, die Schöpfs, die Staas, die Steixners. |
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