|
Zunehmende Mischpochisierung [08.08.2011]
Der Rückbau der Tiroler Volkspartei schreitet zügig voran: Im vergangenen April hat Günther Platter seinen langjährigen Einsager Martin Malaun, Hauptinhaber der PR-Agentur Headquarter, zum neuen Geschäftsführer der Partei gemacht. Für Malaun ist die bisherige Organisationsreferentin in der Parteizentrale, Daniela Kampfl, in die Fa. Headquarter gewechselt. Büroleiterin in der Hauptgeschäftsstelle der ÖVP ist seit neuestem Platters Nichte Manuela Seeberger. Und als Pressereferenten hat sich Malaun einen Manfred Ladstätter geangelt, dessen eigene Ein-Mann-Agentur bisher schon Partner von Malauns Agentur war (hier). Als Referenz kann dieser neue Pressechef der Partei immerhin auf mehrere Prospekte für Holly Kaffeesysteme GmbH und Bofrost verweisen. Seiner Webseite nach zu schließen führt Ladstätter seine Agentur neben seiner neuen Parteitätigkeit fort.
Die ganze Partei gleich kleinkariert wie ihr Obmann (ÖVP-Homepage)
Malaun hingegen hat auf öffentlichen Druck hin Mitte Juli seine Anteile an der Firma Headquarter offiziell abgetreten. Allein 70 Prozent seiner Quote an den bisherigen Mitgesellschafter Christoph Ulmer, den seinerzeitigen Kabinettschef von Ernst Strasser, von dem Headquarter jede Menge amtlicher und privater Aufträge bezogen hat. Ulmer, politischer Ziehsohn von Mensdorff-Pouilly, gewesener Ölhändler und Banker, Malaun-Spezl seit ewigen Zeiten, hält nun 40 Prozent an der „Headquarter Werbeagentur GmbH“. Für wen? In Parteikreisen kursiert das Gerücht, dass Malaun durch eine komplizierte Konstruktion de facto stiller Teilhaber geblieben sein soll bzw. sich ein Rückkaufrecht und Wiedereintrittsrecht in die Firma gesichert haben soll. Malaun, den ich vergangene Woche damit konfrontiert habe, hat diese Geschichte bis heute nicht dementiert.
Jedenfalls wäre das nicht die saubere Trennung von seiner mit öffentlichen Aufträgen gefütterten Agentur, wie er sie zuletzt öffentlich zu verkaufen versucht hat (hier).
Wer sponsert Malaun?
Apropos ÖVP-Geschäftsführer: Der Partei geht’s, trotzdem sie sich gigantische Summen aus dem Landesbudget genehmigt und mit beiden Händen bei Landesfirmen zulangt, finanziell nicht gut. Das heißt, sie kann das von Malaun verlangte noble Gehalt als Landesgeschäftsführer nicht bezahlen. Es geht die Rede, dass ein großes traditionell ÖVP-nahes Unternehmen auf den Sockelbetrag der Partei monatlich einige Tausender drauflegen soll. Auch diesem Verdacht wollte oder konnte Martin Malaun trotz ausdrücklichen Ersuchens bisher nicht entgegentreten.
Man erinnert sich in diesem Zusammenhang mit Schaudern daran, dass sein Vorgänger Hannes Rauch seinerzeit im Innenministerium als „Leiharbeitskraft“ von der Niederösterreichischen Versicherung bezahlt worden war (hier).
|